Kaum haben sich die Amerikaner vom Tag des Käseliebhabers am 20. Januar erholt, geht es am 4. Juni weiter: Die Amerikaner feiern den Tag des Käses. Die Kombi Käse und Amerika mag manchem Europäer die Tränen in die Augen treiben. Kursiert doch das Gerücht, dass die Amis Käse nur in zwei Darreichungsformen kennen: Als neongelbe Schmelzkäsescheiben auf einem Burger oder als Fäden ziehende Masse in ihren geliebten Maccaroni & Cheese.
Die Amerikaner feiern den Tag des Käses – und wir gratulieren
Dabei ist eine solche Überheblichkeit fehl am Platz. Denn die Begeisterung unserer transatlantischen Freund*innen für das edle Milchprodukt geht weit über dieses Barbarentum hinaus. Schließlich sind die USA der größte Importeur von europäischem Käse weltweit. Dankeschön, liebe Menschen in Amerika. Sie wissen sehr wohl guten Käse zu schätzen. Aber nicht in dem Maße, wie die Franzosen. Der französische General und Staatsmann Charles de Gaulle (1890-1970) brachte es so schön auf den Punkt:
“Es ist schwer, ein Volk zu regieren, das 246 Sorten Käse hat.”
Charles de Gaulle (1890-1970)
Da ich dich aber nicht mit langweiligen Statistiken quälen will, erzähle ich lieber drei schöne Geschichten, die die Liebe der Amerikaner zum Käse eindrucksvoll belegen. Dann kannst du verstehen, warum die Amerikaner den Tag des Käses feiern.
Der Käsekopp im amerikanischen Molkereiland
Der US-Bundesstaat Wisconsin gilt wegen seiner intensiv betriebenen Milchwirtschaft auch als America’s Dairy Land, also als Amerikas Molkereiland. Seine Bewohner werden folgerichtig als Cheeseheads bezeichnet. Und dies ist freundlich gemeint.
In Wisconsin entsteht ein großer Teil der amerikanischen Käseproduktion, immerhin 116 große Käsereien sind im Staat ansässig. Im Örtchen Green Bay treibt dieser Sachverhalt ganz spezielle Blüten: Die berühmte Football-Mannschaft Green Bay Packers gehört als einziges US-Team nämlich keinem Eigentümer, sondern als Aktiengemeinschaft nur ihrer treuen Fangemeinde. Und diese verrückten Fans nennen sich stolz Cheeseheads und unterstreichen ihre Liebe zu Football, Staat und Käse durch das Tragen riesiger Hüte in Form eines dreieckigen Stücks Emmentaler. Und immerhin sind die Green Bay Packers das drittälteste Mitglied der NFL!
So, jetzt weißt du immerhin, dass die Kombi Käse und Amerika gar nicht so schräg ist. Die Amerikaner feiern den Tag des Käses, prima! Wir winken euch zu.
Der beste Käse der Welt kommt aus … Oregon
Alljährlich wird im norditalienischen Städtchen Bergamo im Rahmen der „World Cheese Awards“ der beste Käse der Welt gekürt. Allein die Vorstellung, ich säße da in der Jury und könnte Tausende von Käsesorten durchprobieren, treibt mir Glückstränen in die Augen. Also kurz gesagt, da sitzen nur Gaumenprofis, die wirklich etwas von Käse verstehen. Und die Experten waren sich 2019 einig, den Rogue River Blue aus Oregon zum besten Käse der Welt zu küren. Das ist ein Blauschimmelkäse in Premium-Bioqualität, eingewickelt in Birnenschnaps-getränkte Weinblätter, handgerollt und fast ein Jahr lang höhlengereift.
Unser Tipp: 24 Euro in die Hand nehmen, um sich 200 Gramm von diesem Käse schicken zu lassen. Und noch mal 25 Euro investieren in einen genialen Eisapfel-Wein aus süddeutscher Produktion. Beides zusammen in der Abendsonne auf Terrasse oder Balkon als Abschluss eines göttlichen Menüs verputzen. Und pures Glück genießen.
Vom Rennradler zum Käsegott
Will Frischkorn ist ein ehemaliger amerikanischer Radsportprofi, der im Rahmen seiner UCI Pro Tour-Einsätze auch mehrfach in Europa zum Einsatz kam, unter anderem bei der Tour de France. Auf dem alten Kontinent entdeckte er dann wohl seine tiefe Liebe zum europäischen Käse mit Alpen-Hintergrund. Als er 2009 sein Trikot an den berühmten Nagel hing, griff er folgerichtig zur Käseschürze und eröffnete in Boulder/Colorado einen Laden namens Cured. Dort verkauft er seitdem europäischen Schinken, Wein – und vor allem Käse. Und weil er das mit ebenso viel Liebe wie Sachverstand tut, wird sein Geschäft stets als erstes genannt, wenn es unter Experten um den besten Käseladen in ganz Amerika geht. Sollten Sie also mal in Colorado sein, schauen Sie doch bei Will hinein! Vielleicht an einem 4. Juni, wenn die Amerikaner den Tag des Käses feiern.
Die Amerikaner feiern den Tag des Käses … und was lehrt uns das?
Der amerikanische „Tag des Käses“ am 4. Juni ist Ausdruck der Liebe der Amerikaner zu einem großartigen Produkt, das aus viel Milch und noch mehr Hingabe gemacht wird. Wer die Amis als Käse-Barbaren verunglimpft, tut ihnen bitter Unrecht: Denn Amerikaner lieben europäischen Käse, frei nach dem Motto: Unseren eigenen Billigkäse schmuggeln wir in Burger sowie Mac & Cheese, aber den „Really Good Stuff“ aus Merry Old Europe, den essen wir lieber „in style“. Und wenn’s mal was richtig Geniales sein soll, dann richten wir unsere Augen nach Westen, in Richtung Oregon!
Noch mehr Geschichten, Tipps und Tricks kannst du in unserer Kochschule entdecken. Klick dich durch und erfahre zum Beispiel, warum die Eggs Benedict so heißen, wie sie heißen.
Übrigens: Unsere Rezepte gibt’s auch in der App – einfach downloaden!