Immer wieder treffe ich als alter Bretone im Herzen auf Rezepte, in denen wahlweise Cidre, Cider oder Apfelwein synonym verwendet werden. Da jagt es mir einen Stich ins Herz, habe ich doch über Jahre die besten Cidres der Welt probiert. Ich weiß daher, dass es auf allen Ebenen große Unterschiede zwischen den drei Apfelweingetränken gibt. Da ich niemanden beleidigen will, möchte ich keine Wertung vornehmen und behaupten, dass Cidre das mit Abstand Beste ist, was man aus Äpfeln keltern kann. Der Sortenreichtum jedoch, den vor allen die Bretagne für Cidre bereitstellt, ist schlicht unvergleichlich.
Das raue Atlantik-Klima, uralte Sorten und Jahrhunderte alte Tradition lassen Cidre ähnlich wie Wein tiefgründig und divers erscheinen. Cider ist funktional allerdings auch ein sogenannter Apfelschaumwein und beide sind daher nahe Verwandte, brachten die britischen Eroberer das Getränk aus der Bretagne doch mit nach Hause. Der deutsche Apfelwein unterscheidet sich im Prinzip nur dadurch, dass die bei der Fermentation entstehende Kohlensäure freigelassen wird. Aber eins nach dem anderen.
So unterscheidet sich Apfelwein von Cidre und Cider
Äppelwoi, Äppler, Apfelwein oder Stöffche – der deutsche Apfelwein wird vor allem durch den hessischen Äppler repräsentiert. Wie auch bei Cidre und Cider ist das Ausgangsprodukt Apfelsaft, der aus ganzen Äpfeln, inklusive Kernen und Schale, gepresst wird. Zumeist aus alten Sorten der Streuobstwiesen gewonnen, kommt der Saft als Most in Tanks aus Holz oder Metall. Die natürlich enthaltene Hefe setzt den Gärungsprozess in Gang. Der Alkoholgehalt beträgt zwischen 4,5 bis maximal acht Prozent. Zuckergehalt, Farbe und Geschmack hängen von den verwendeten Sorten ab.
Der Unterschied zwischen Apfelwein zu Cidre und Cider ist die Art, wie der Gärungsprozess begleitet wird. Die natürlich entstehende Kohlensäure lässt man entweichen, sodass Apfelwein nahezu still ist. Gespritzt ins Glas kommt das Prickeln dann zurück. Geschmacklich sind vor allem herbe, torfige Aromen im Apfelwein zu finden und nur wenig süße oder florale Aromen, auch wenn moderne Keltereien mehr Wert auf Diversität legen. Äppler ist also auf dem Vormarsch und macht in der Tiefe des Geschmacks Cider und Cidre immer mehr Konkurrenz.
Cider und Cidre: Gibt es hier einen Unterschied?
Die Frage, ob Cidre und Cider nicht eigentlich das Gleiche sind, ist nicht so ganz ohne Weiteres zu beantworten. Etymologisch entspringen sie dem gleichen Kern und beschreiben prinzipiell ein Produkt, das vor allem geografische Unterschiede voneinander trennt. Cidre wird vor allem in der Bretagne und der Normandie hergestellt. Erstere gilt als die Heimat des Cidre. Die Eroberungen der Briten brachten ihn als Cider auf die britische Insel. Seit jeher keltern cidrerie Cidre aus alten Apfelsorten auf allerhöchstem Niveau. Durch das Know-how, das Mischen und die Kunst der Perfektion erreichen die Bretonen Cidre, der in seiner Tiefe und Diversität mit Wein als Produkt mithalten kann.
Cider wird mittlerweile sogar in den USA produziert und unterscheidet sich vom Pendant aus Frankreich durch den längeren Gärungsprozess. Daraus folgt ein im Durchschnitt höherer Alkoholgehalt von mindestens vier bis acht Prozent und neben der Süße ein trockeneres, herberes Mundgefühl. Cidre hingegen beginnt mit dem Doux bei etwa zwei Prozent und erreicht beim Brut bis fünf Prozent. Doch auch hier gibt es Ausnahmen und Cidre mit dem Label Extra Brut erreicht ebenfalls bis zu acht Prozent. Aufgrund der Kohlensäure werden beide in Flaschen verkorkt, die beim Öffnen so schön knallen. Serviert wird Cidre übrigens traditionell in einer Bolee oder Bols, einem Tongefäß, mit oder ohne Henkel.
Gut zu wissen: Unsere Kochschule klärt auf
Neben den Unterschieden zwischen Cidre, Cider und Apfelwein haben wir in unserer Gut-zu-Wissen-Leseecke jede Menge Fachwissen zu unseren Lieblingsgerichten, -zutaten und Produkten aus der ganzen Welt gesammelt. Schau mal rein und werde ein wenig schlauer.
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