Es gibt Menschen, die wenig Wasser zu sich nehmen. Vielleicht, weil sie einfach vergessen, ausreichend zu trinken oder einfach nicht das Bedürfnis danach haben. Auch ich bin eine von diesen Wasser-Muffeln und komme gut mit weniger als 2 Litern Wasser klar. Dennoch weiß ich, dass das viel zu wenig ist – immerhin liegt die empfohlene Trinkmenge eines Erwachsenen bei 2 Liter pro Tag. Ausreichend trinken bringt lauter gesundheitliche Vorteile mit sich, wie wir alle wissen. Gegen Wasser-Faule wie mich will das Unternehmen air up vorgehen. Ihr Geschäftsmodell: Duftpods und eigens konzipierte Flaschen. Wie das funktionieren soll?
Wie air up unsere Sinne um die Nase führt
Das Münchner Unternehmen setzt auf “Geschmack durch Duft”. Klingt erst mal abgefahren, allerdings ist wirklich etwas dran. Dahinter versteckt sich nämlich das Konzept des retronasalen Riechens. Funktioniert in etwa so: Wir zerkauen unser Essen im Mund, welches entweder erwärmt oder gekühlt wird. Dadurch werden Duftstoffe freigesetzt und somit Luft, die in den Rachenraum steigt. Unser Riechzentrum registriert diese anschließend als Geschmack. Aus diesem Grund wird ein Großteil vom Schmecken durch das Riechen abgedeckt. Immerhin können wir auch nichts schmecken, wenn wir eine verstopfte Nase haben.
So funktioniert es auch mit den Duftpods. Dieses wird an die spezielle Flasche oben aufgesetzt. Beim Saugen an der Trinkflasche entsteht ein Sog, der neben Wasser auch Luft in den Mund transportiert. Es kommt das retronasale Riechen ins Spiel und schon schmecken wir mit Kirschgeschmack versetztes Wasser, obwohl es tatsächlich klares Leitungswasser ist. Verrückt, diese Biologie.
Das Trinksystem im Test
Auch ich war anfangs eher kritisch, entschied mich aber dazu, es mal zu versuchen. Duftpod also aufgesetzt und einen Schluck genommen. Siehe da: Es funktioniert wirklich. Statt ödem Wasser strömte mir mit Grapefruit fusioniertes Wasser entgegen. Geschmacklich ähnelt es den kalorienreduzierten und klaren Getränken, die es im Supermarkt zu kaufen gibt. Manchen schmeckt es wiederum zu künstlich. Mein Schwager gehört zur begeisterten Sorte und konnte seine Wasserzufuhr enorm steigern. Das einzige Manko hinsichtlich dessen ist lediglich, dass der Geschmack im Mund nicht mehr anhält, sobald die Flasche von der Nase weggeführt wird. Zusammenfassend lässt sich jedoch sagen, dass die Idee des Trinksystems zumindest aufgeht und dahinter nicht nur (heiße) Luft steckt.
Der Aspekt der Nachhaltigkeit
Air ups Anspruch ist es, revolutionär und fast forward zu sein. Da normale Getränke auch überwiegend in Plastikflaschen konsumiert werden, bedeutet das mehr Müll. Laut Hersteller deckt ein einziger Pod 5 Liter an Getränken ab, besteht aus 100 Prozent recyclebaren Materialien und verursacht somit weniger CO2-Emissionen und Plastik. Klingt soweit also erst mal gut. Allerdings müssen auch hier Abstriche gemacht werden. So kommen die Duft-Pods in einer Plastikverpackung daher, um das Aroma länger zu konservieren. Und auch wenn die Pods aus recyclebaren Materialien produziert werden, so erfolgt die Produktion dennoch in China und der Türkei, wie Flip recherchierte. Heißt also: Lange Transportwege, die zurückgelegt werden müssen, was sich wiederum schädlich auf die Umwelt auswirkt. Über die Ökobilanz hüllt sich das Unternehmen in Stillschweigen – zumindest arbeite man daran, den genauen CO2-Fußabdruck zu ermitteln und die Produktion nach Europa zu holen, wie air up angibt. Ob sich dies auch bewahrheitet, lässt sich also nur beobachten.
Unser Fazit von air up
Theoretisch klingt das Trinksystem nach einer guten Idee: Mehr Wasser trinken, null Zucker, dafür leckerer Geschmack. Und funktionieren tut es immerhin auch – der Rest ist Geschmackssache. Mit knapp 40 Euro pro Starterset, das eine Flasche und zwei Pods beinhaltet, ist das Ganze jedoch kein günstiger Spaß. Refill-Pods können à 3 Stück für 15 Liter Wasser bei einem Preis von 6 bis 9 Euro erworben werden. Ob sich das also für Wasser-Muffel lohnt, muss selbst entschieden werden. Allerdings ist es auch wesentlich günstiger (und womöglich umweltfreundlicher!), selbst mit Obst aromatisiertes Wasser zu produzieren. Aber wie immer gilt, und das predigen wir stets: Probieren geht über Studieren.
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Quellen: air-up.com, wirtschaftsforum.de, derstandard.de, letsflip.de