Veröffentlicht inVerbraucherthemen

VW goes Veggie & Vegan: Was die Kantinen von Adidas, Bayer & Co künftig planen

Volkswagen bietet in einer seiner Kantinen künftig nur noch vegetarische und vegane Gerichte an. Was bedeutet das für den Fleischgenuss in anderen Konzernen? Wir haben nachgefragt.

Currywurst mit Pommes, serviert auf einem weißen runden Pappteller.
Verschwindet die Currywurst bald aus vielen Kantinen deutscher Unternehmen? © getty images/Elva Etienne

Zu den Klassikern auf dem Speiseplan jeder Betriebskantine zählt wohl die Currywurst. Diskutiert wird meist nur, ob eine Brat- oder Bockwurst besser schmeckt. In der Kantine im Markenhochhaus des Automobilherstellers Volkswagen in Wolfsburg fehlt künftig die Grundlage für dieses Gesprächsthema. VW streicht fortan nicht nur die Currywurst aus seinem Speiseplan, sondern auch gleich das gesamte Fleischangebot.

Nach dem Werksurlaub sollen Mitarbeiter in der Kantine dann noch zwischen vegetarischen und veganen Gerichten wählen können. VW entspreche damit dem Wunsch vieler Angestellten, die sich mehr Alternativen wünschten, heißt es in einem Schreiben des Konzerns. Zudem wolle man noch mehr auf Nachhaltigkeit setzen und somit der Umwelt helfen.

VWs Kantine wird fleischfrei, Volkswagen goes Veggie und Vegan. Wie sieht es in den Betriebskantinen anderer deutscher Konzerne aus? Wie hoch ist der Anteil an vegetarischen und veganen Gerichten dort aktuell? Und welche Pläne in Sachen Fleischgenuss verfolgen Adidas, Bayer oder die Deutsche Bank? Wir haben bei sieben Unternehmen nachgefragt.

Die VW-Kantine wird fleischfrei. Was machen andere Konzerne?

Allianz:

Am Campus der Allianz Deutschland in Unterföhring sind aktuell 50 % der Hauptgerichte vegetarisch oder vegan. “Wir begeistern mit gutem und gesundem Essen und bieten ein attraktives und abwechslungsreiches Speisenangebot. Diesen Weg wollen wir weitergehen”, sagt Marion Zauner aus der Unternehmenskommunikation. Aktuell beziehe man mehr als 70 % der verwendeten Lebensmittel aus der Region, 20 % davon in Bio-Qualität. Auf das Fleischangebot komplett zu verzichten, sei nicht geplant.

BASF:

“Unsere Küchenprofis der BASF Gastronomie arbeiten jeden Tag daran, ein ausgewogenes und gesundheitsförderliches Essen für die Mitarbeitenden zusammenzustellen”, erklärt Valeska Schößler aus der Unternehmenskommunikation von BASF. Dazu gehöre Vielfalt und Frische im Angebot, von fleischhaltigen Gerichten hin zu sogenannten “Null-Kilometer-Tellern”, auf denen ausschließlich Gemüse aus der unmittelbaren Region serviert werde.

Am Standort Ludwigshafen biete man wöchentlich fünf vegetarische Gerichte an, davon seien drei immer vegan. “Wir haben auch täglich ein bis zwei Fleischgerichte im Angebot; eines ist gesetzt, das andere Gericht kann auch mal Fisch, vegan oder vegetarisch sein, das variiert immer – je nach saisonalem Angebot”, so Schößler.

Zusätzlich baut der Chemiekonzern bei der Zusammenstellung der Gerichte auch auf die Rückmeldung seiner Mitarbeitenden: “Über unsere Speiseplan-App können sie jeden Tag die angebotenen Speisen bewerten und Feedback abgeben. Das hat zu der Aufnahme einiger vegetarischen/veganen Gerichte geführt”, sagt Schößler.

Das Küchenteam der BASF Gastronomie arbeite laufend an neuen Angebotskonzepten hinsichtlich vegetarischer und veganer Gerichte und entwickele innovative Speisem mit pflanzlichen Proteinen. Ein Veggie-BBQ-Burger, dessen Patty Eiweiß aus heimischen Erbsen enthält, sei unter anderem entstanden.

Bayer AG:

Bei Bayer gibt es täglich eine Auswahl von drei bis vier verschiedenen vegetarischen oder auch veganen Gerichten zuzüglich einer großen Salatauswahl. “Der Verkaufsanteil aller vegetarischen und veganen Gerichte liegt bei uns bei circa 30 bis 40 %.”, sagt Pressesprecher Markus Siebenmorgen. Die Menülinie „Green Rosin“ komme bei manchen Produkten sogar auf einen Anteil von bis zu 50%. 

Zukünftig hat sich Bayer in seiner Betriebskantine vorgenommen, verstärkt vegetarisch-vegane Gerichte anzubieten mit der Option, diese teilweise durch eine Fleischkomponente zu erweitern. Bei einem vegetarischen Eintopf könne dann eine Wurst dazu genommen werden, bei einem vegetarischen Wok-Gericht auf Wunsch gebratene Hähnchenbruststreifen. “Wir möchten unsere Gäste durch attraktive vegetarische und vegane Gericht dazu animieren, sich häufiger fleischlos zu ernähren”, so Siebenmorgen.

Adidas:

“Adidas legt großen Wert auf ein gesundes und ausgewogenes Angebot in seinen Betriebsrestaurants”, sagt Mandy Nieber aus der Unternehmenskommunikation. Täglich stünden mehrere vegane und vegetarische Optionen sowie Fleischgerichte zur Auswahl. “Ein Dauerbrenner unter den Mitarbeiter*innen ist das vegane Bananenbrot und die klassische oder vegane Currywurst mit Pommes”, so Nieber.

Deutsche Bank:

Die Deutsche Bank serviert in ihren Kantinen in Deutschland täglich vegetarische und vegane Gerichte. “Darüber hinaus können sich die Mitarbeiter*innen durch flexible Zusammenstellungsmöglichkeiten – das Weglassen, Ergänzen oder Austauschen einzelner Komponenten sowie durch Salatangebote und sonstige Aktionen zum Beispiel „Low-Carb” – individuell und zu ihrem Ernährungsplan passend, ihre Gerichte gestalten und auswählen”, sagte ein Sprecher der Deutschen Bank.

Weiterhin werde man in den Kantinen verstärkt vegetarische und vegane Alternativen und Aktionen anbieten und das Angebot erweitern. Nach den Worten eines Unternehmenssprechers achte man beim deutschlandweiten Kantinenangebot darauf, dass generell regionale Anbieter bevorzugt, anerkannte Siegel und saisonale Angebote immer Berücksichtigung finden.

Daimler:

“In unseren Kantinen bieten wir ein vielfältiges Angebot an täglich wechselnden Speisen an. Vegetarische und vegane Gerichte sind fester Bestandteil unseres Speiseplans”, sagt Kathrin Schnurr aus der Unternehmenskommunikation. Ab Ende September offeriere man zudem täglich eine rein vegane Menü-Linie, welche die bestehenden vegetarischen und veganen Angebote ergänzt. “Darüber hinaus wird eine täglich wechselnde Auswahl an Sättigungs- und Gemüsebeilagen, eine Kaltspeise, Obst und Desserts angeboten sowie ein reichhaltiges Salat- und Gemüsebüfett”, so Schnurr.

Siemens:

Bei Siemens bestimme die Nachfrage die Gestaltung der Angebote, sagt Christian Datzer aus der Unternehmenskommunikation. Selbstverständlich gelte das auch für die stetig steigende Zahl der Vegetarier. “Hohe Qualität und regionale Herkunft von Zutaten sind uns hinsichtlich unseres Speisenangebots besonders wichtig”, betont Datzer.


Dass sich die Deutschen mehr und mehr Gedanken über ihre Ernährung machen, lässt sich am Ernährungsreport 2021 ablesen. Dieser zeigt, dass wir immer gesünder essen. Diese Erkenntnis wird zusätzlich dadurch untermauert, dass 2020 die Produktion von Veggie-Produkten stark gestiegen ist.