In wenigen Tagen ziehen zumindest durch einen Teil des Landes wieder die Jeck*innen. Wenn sich die Straßen vermehrt westdeutscher Städte wieder mit Hexen, Superheld*innen und Co. füllen, kann das eigentlich nur eins bedeuten: Es ist Karneval! Eine Woche lang wird dann ein Kölschglas nach dem anderen geleert und massenweise Berliner und halve Hähne gemampft, schließlich benötigt das süffige Bier eine stabile Grundlage. Und danach? Startet für viele die Fastenzeit. Kein Wunder, möchte man sagen, nach dem Trink- und Futtergelage. Aber liegt es wirklich an den Massen an Alkohol und ungesundem Essen, dass man nach Karneval fastet? Was hat das feucht-fröhliche Kostümfest mit dem Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel zu tun?
Fasten nach Karneval: Was die Kirche damit zu tun hat
Zeitpunkte zum Fasten findet man eigentlich immer. Der erste Monat des Jahres wird für viele zum Beispiel zum Dry January, zum trockenen Januar. Man verzichtet auf jeglichen Alkohol. Den Januar nehmen viele auch zum Anlass, sich nach den essensreichen Weihnachtsfeiertagen gesünder zu ernähren, Detox und Co. stehen dann hoch im Kurs. Kurz vorm Sommerurlaub setzen sich abermals jede Menge Menschen freiwillig auf Diät, der November wird dann wieder zum alkoholfreien Monat erklärt.
Die traditionelle Fastenzeit aber beginnt am Aschermittwoch und endet erst knapp eineinhalb Monate später am Karsamstag, dem Tag vor Ostersonntag. Anhand dieser Daten kann man schon den Hintergrund des Fastens nach Karneval erkennen: Dass viele den Gürtel enger schnallen, geht auf einen christlichen Brauch zurück. Mit dem Fasten nach Fasching wollten die Menschen sich auf die kommende Osterzeit besinnen und Buße tun. Man strich etwa Fleisch komplett vom Speiseplan, erlaubt war lediglich eine Mahlzeit am Tag. Daher hat der Karneval übrigens auch seinen Namen: Vermutlich leitet sich der Begriff, der überwiegend im Rheinland Gebrauch findet, vom lateinischen carne vale ab, was mit “Fleisch” und “auf Wiedersehen” oder “lebe wohl” übersetzt werden kann.
Nicht alle sind überzeugt von Karneval. EAT CLUBBER Niko hat eine Anti-Ode zum Faschingsfest verfasst und erklärt, warum Narren und Närrinnen bei ihm keine Chance haben.
Fasten auch bei Nichtgläubigen beliebt
Längst hat der kirchliche Brauch aber auch Einzug in den Alltag der Nichtgläubigen gefunden. Heutzutage verzichten nicht mehr nur Christ*innen während der Fastenzeit nach Karneval oder zu anderen Gelegenheiten auf Genussmittel. Laut einer Studie der DAK aus dem Jahr 2021 gaben zwei Drittel der Befragten an, schon mindestens einmal für einen längeren Zeitraum bewusst verzichtet zu haben. Es geht ihnen um mentale und körperliche Gesundheit, sie möchten sich beweisen, dass sie bewusst verzichten können, oder wollen ihren Körper detoxen, also entgiften. Während die einen bestimmte Lebensmittel wie Alkohol, Süßigkeiten oder Fleisch – laut der DAK-Umfrage die drei beliebtesten Fastenspeisen – vom Essensplan streichen, widmen sich andere speziellen Fastenkuren wie dem Heilfasten, Saftfasten oder Basenfasten.
Aber auch der Verzicht auf Konsumgüter ist mittlerweile während des Fastens nach Karneval beliebt. Man versucht sich im Digital Detox, verbringt weniger Zeit am Smartphone oder vor dem Fernseher oder meldet sich für ein paar Wochen von den sozialen Medien ab.
Typische Fastenspeisen sind übrigens Fisch– und Gemüsesuppen. Am Aschermittwoch selbst hat sich der sogenannte Heringsschmaus als klassisches Fastenessen durchgesetzt – er ist auch ein beliebtes Gericht während der Karnevalstage. Aber auch Krapfen oder Berliner lässt man sich schmecken. Dieser Brauch geht ebenfalls auf die Kirche zurück: Das Schmalzgebäck war früher günstig und nahrhaft, eignete sich also bestens, um noch einmal die Energiereserven vor dem Fasten nach Karneval aufzufüllen. Genau so wie diese tollen Rezepte!
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