Dies könnte einer der kürzesten EAT CLUB-Beiträge aller Zeiten werden, denn die Antwort auf die Frage “Marille und Aprikose: Gibt es einen Unterschied?” lautet schlicht: “Nein”. Eine Aprikose ist eine Marille ist eine Aprikose. Punkt. Aber wo es keinen Unterschied gibt, kann man ja marketingmäßig einen machen. Darauf kommen wir aber später zu sprechen. Zunächst aber stelle ich beide Hauptdarsteller*innen kurz vor:
Das musst du über Marillen aka Aprikosen wissen
Zunächst einmal ist die Aprikose, genauer Prunus armeniaca, also Pflaume aus Armenien, eine der ältesten Anbaufrüchte weltweit. Der lateinische Name deutet darauf hin, dass man ihren Ursprung einst in Armenien vermutete, allerdings gibt es auch Belege, die auf Indien und/oder China als Ursprung hindeuten.
Der bis zu sechs Meter hohe Aprikosenbaum liebt Wärme und verträgt auch trockene Böden. So ist es kein Wunder, dass das weltweit größte Anbaugebiet heute in der Türkei liegt. Gleichzeitig jedoch ist der Aprikosenbaum sehr widerstandsfähig und trägt auch in kalten, kargen Höhenlagen noch Früchte, was die Himalaja-Anwohner beispielsweise in Tibet und Ladakh besonders freut: Dort wächst auf über 4.000 Metern Höhe sonst nur noch Sanddorn. Noch mal zurück zur Frage Marille und Aprikose: Gibt es einen Unterschied? Ja, denn es gibt Aprikosenbäume. Sogar hoch oben in den Bergen. Einen Marillenbaum dort zu finden, wird eher schwierig werden. Hier haben wir schon mal tolle Aprikosen- und Marillen-Rezepte:
Aber wenn eine Aprikose eine Marille ist, und eine Marille eine Aprikose ist, dann fragt man sich doch:
Warum heißt die Aprikose dann Marille?
Angebaut wird die Aprikose also nicht nur in warmen Ländern, sondern auch in Mitteleuropa, von der Schweiz über Deutschland und Österreich bis nach Ungarn. Im süddeutschen, österreichischen und südtiroler Sprachraum hat sich der Begriff Marille für die Aprikosenfrucht durchgesetzt. Dieses Wort wird in der Wachau, dem größten Anbaugebiet in Österreich, bereits 1509 urkundlich erwähnt.
Und später dachten die geschäftstüchtigen Alpenbewohner sich wohl: Wenn wir die Aprikose schon nicht erfunden haben, machen wir eben unsere „Marille“ zu einem Markenzeichen, obwohl es ja keinen Unterschied zwischen Marille und Aprikose gibt. Und so erhielt die köstliche Frucht, die schon seit Urzeiten Namensgeber für Marillenknödel und Marillenschnaps ist, 1996 von der EU das Prädikat geschützte Ursprungsbezeichnung. Seither darf sie sich Wachauer Qualitätsmarille und seit 2006 schlicht Wachauer Marille nennen, wenn sie aus eben diesem Landstrich stammt.
Marille, Aprikose – und was sonst noch?
Nun weißt du, dass eine Marille eine Aprikose ist und umgekehrt – es kommt eben darauf an, aus welcher Perspektive man schaut. Etwas weniger bekannt ist dagegen, dass nicht nur in der Türkei köstliche Aprikosen gedeihen und in der Wachau leckere Marillen in den Bäumen hängen. Denn auch in Ungarn wachsen die süßen Früchtchen in großer Zahl, weil die Türken während ihrer Besatzungszeit einst die ungarische Tiefebene damit bepflanzten. Dort heißen die orangenen Puschelfrüchte Barack (nicht Obama).
Glaube mir, wenn man dir statt eines Wachauer Marillenschnapses mal einen Barack Pálinka einschenkt, ahnt man, dass auch der Ungar etwas von Aprikosen versteht. Jetzt ist das Thema Marille und Aprikose: Gibt es einen Unterschied geklärt. Von einfachen und alltagstauglichen Tipps und Tricks fürs Koch- und Backvergnügen, über köstliche Rezepte bis hin zur ausführlichen Kochschule findest du alles beim EAT CLUB. Und in unserer Bildergalerie stellen wir schräge und verblüffende Fakten sowie Tipps und Tricks aus der Profi-Küche vor. Viel Spaß beim Stöbern.
Übrigens: Unsere Rezepte gibt’s auch in der App – einfach downloaden!