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Vegan-Mythen aufgeklärt: Diese Vorurteile stimmen nicht

Wir haben die Antworten auf kritische Fragen zur veganen Ernährung. So bestehst du jede Diskussion.

Vegan-Mythen: Eine lachende Frau trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift "Go vegan".
Mit unseren Antworten auf beliebte Vegan-Mythen hast du zukünftig gut lachen. © Adobe Stock/ (JLco) Julia Amaral

Jede*r Veganer*in hat wahrscheinlich schon einmal folgende Situation erlebt: Das Gegenüber erfährt, dass man sich vegan ernährt, und plötzlich prasseln tausend Fragen und Vegan-Mythen auf einen ein. “Aber Pflanzen haben doch auch Gefühle” oder “Kühe müssen doch gemolken werden” sind nur zwei von vielen Argumenten, auf die sich Vegan-Skeptiker*innen stützen. Was du darauf antworten kannst? Zum Beispiel Folgendes:

Vegan-Mythos 1: Kein Fleisch zu essen ist unnatürlich.

Immer wieder hört man das Argument, der Mensch sei ein Allesfresser. Ein häufig damit in Verbindung genannter Vegan-Mythos: Alle, die kein Fleisch verzehren, würden sich demzufolge unnatürlich ernähren. Es stimmt, schon zu Urzeiten aßen die Menschen auch Fleisch. Man vermutet aber, dass die Urmenschen in ihrer Funktion als Sammler ihren Speiseplan hauptsächlich mit leicht zu beschaffender Nahrung wie Beeren, Wurzeln, Eiern und auch Kleintieren wie Insekten füllten. Immerhin war es damals ziemlich gefährlich, sich auf die Jagd nach größeren Tieren zu begeben.

Anatomische Merkmale unterstützen diese These. Betrachtet man tierische Fleischfresser bei der Nahrungsaufnahme, bemerkt man, dass sie Fleisch in großen Stücken herunterschlucken und erst im Magen mit der Verdauung beginnen. Bei uns Menschen ist das anders: Wir müssen unser Essen lange kauen, bevor es unseren Mund verlässt. Schon bei diesem Vorgang beginnt der Körper, erste Stoffe aufzuspalten, um sie besser zu verwerten, beispielsweise Stärke. In unserem Dickdarm befinden sich außerdem Gärkammern, die unverdauliche Nahrungsbestandteile aufnehmen und abbauen – diese kommen zumeist in pflanzlicher Nahrung vor.

Ein weiteres Gegenargument: Das Fleisch, das unseren Vorfahren damals zur Verfügung stand, hatte vermutlich eine deutlich andere, ursprünglichere Qualität als die Produkte, die uns heute zur Verfügung stehen. Während Urmenschen körperlich hart arbeiteten und viel Energie verbrauchten, um Tiere selbst zu jagen und zu zerlegen, bekommen wir Fleisch heute meist küchenfertig und oft stark verarbeitet angeboten. Ein übermäßiger Fleischkonsum in Kombination mit unserem heutigen Alltag, der häufig von Bewegungsmangel geprägt ist, kann gesundheitliche Folgen haben – aber dazu gleich noch mehr.

Sich vegan zu ernähren ist ungesund und führt zu Eiweißmangel.

Bei der veganen Ernährung kann es tatsächlich zu Mangelerscheinungen kommen. Aber nur, wenn man nicht weiß, wie’s richtig geht und vor allem, woher man seine Proteine und andere wichtige Nährstoffe bekommt. Wie bei jeder anderen Ernährungsform gilt auch bei der pflanzenbasierten: Ausgewogen sollte sie sein, abwechslungsreich und gesund. Soll heißen: Wer weiß, was der Körper braucht, kann darauf achten, seinen Speiseplan entsprechend aufzustellen. Proteine findet man beispielsweise auch in Getreide und Pseudogetreide, Nüssen und Kernen, Hülsenfrüchten wie Bohnen und Linsen oder grünem Gemüse.

Gut zu wissen: Wir haben dir bereits in unserer Kochschule erklärt, auf welche kritischen Nährstoffe Veganer*innen achten sollten und in welchen Lebensmitteln sie zu finden sind.

Die ausgewogene Ernährung gilt übrigens für alle. Wer zu viel Fleisch ist, läuft ebenfalls Gefahr, gesundheitliche Folgen davonzutragen. Viele Krankheiten werden durch einen hohen Fleischkonsum begünstigt, zum Beispiel Darmkrebs, Rheuma und Arthrose, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, nicht mehr als 300 bis 600 g Fleisch pro Woche zu essen, inklusive Wurstwaren.

Hühner legen doch so oder so Eier.

Das stimmt natürlich, es liegt in der Natur der Hühner, Eier zu legen. Allerdings wurden sie über die Jahrzehnte so gezüchtet, dass sie heute deutlich mehr Eier legen als die Tiere, von denen sie abstammen. Während “moderne” Hühner um die 300 Eier im Jahr legen, geht man davon aus, dass es ursprünglich nur etwa 20 bis 30 waren. Nimmt man den Tieren das Ei weg, legen sie ein neues, anstatt das Vorherige auszubrüten.

Durch diese große Jahresmenge kann es zu Entzündungen und anderen gesundheitlichen Folgen für die Tiere kommen. So leiden die Hennen beispielsweise an Kalziummangel, der gebrochene Gliedmaßen nach sich ziehen kann. Außerdem sind die Zustände in sogenannten Legebatterien oft qualvoll, die Hühner haben nur wenig Platz, langweilen sich und beginnen, sich gegenseitig zu verletzen – diesem Phänomen versucht man mitunter, durch Schnabelkürzen entgegenzuwirken. Lässt ihre Legeleistung dann nach, werden die Hennen geschlachtet – oftmals sind sie dann nur ein bis eineinhalb Jahre alt.

Ein weiteres Argument gegen den Verzehr von Eiern: die männlichen Küken, die in der Eiproduktion unbrauchbar sind. Vor nicht allzu langer Zeit wurden sie noch getötet. Seit Beginn des letzten Jahres bestimmt man das Geschlecht der Hühnerbabys zwar schon, wenn die Küken noch nicht geschlüpft sind, und tötet die männlichen Embryonen. Diese können zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits Schmerzen empfinden.

Kühe geben doch sowieso Milch.

Hier verhält es sich ähnlich wie mit den Hühnern. Ja, dass Kühe Milch geben, ist zunächst einmal ganz normal. Aber hier muss man nur mal an uns Menschen denken: Wann stillt eine Frau? Wenn sie ein Kind geboren hat. So ist es auch bei Kühen: Sie produzieren Milch, wenn sie ein Kalb zur Welt gebracht haben. Ist eine Kuh nicht schwanger gewesen und hat keinen Nachwuchs bekommen, gibt sie keine Milch.

In der Milchwirtschaft besamt man daher ständig die Kühe, damit sie ein Kalb gebären. Dieses selbst kommt aber nur kurz in den Genuss der Muttermilch. So werden die Kälber häufig bereits wenige Tage nach der Geburt, und damit deutlich früher als von der Natur vorgesehen, von den Muttertieren getrennt und stattdessen mit Milchersatz gefüttert und etwa für die Herstellung von Kalbsfleisch geschlachtet.

Muttertiere kann man nach der Geburt etwa zehn Monate lang melken, dann müssen sie erneut befruchtet werden. Die übermäßige Milchproduktion hat, ähnlich wie bei den zuvor erwähnten Hühnern, ebenfalls oft gesundheitliche Folgen, beispielsweise Entzündungen am Euter oder Unfruchtbarkeit. Die Tiere verlieren dadurch bereits nach einigen Jahren ihren Wert für die Milchindustrie und werden getötet.

Gut zu wissen: Welche Alternativen zu Kuhmilch kann man stattdessen trinken? In unserer Kochschule haben wir dir eine Übersicht zusammengestellt.

Für den Sojaanbau muss der Regenwald sterben.

Sojaprodukte sind beliebt in der veganen Ernährung. Ein Großteil des Sojaanbaus findet in Gebieten des Regenwaldes statt, der dafür abgeholzt wird. Allein: Etwa 70 bis 80 Prozent des weltweiten Sojaanbaus wird für Tierfutter und nicht für Veggie-Lebensmittel verbraucht.

Ein Großteil der Produzent*innen veganer Produkte nutzt Soja bereits in Bio-Qualität und bezieht es aus Europa oder Kanada. Der Konzern Rügenwalder Mühle etwa, der im Jahr 2021 zum ersten Mal mehr Veggie-Lebensmittel als Fleisch verkaufte, wirbt auf der Firmen-Website damit, für seine Produkte nur Soja aus Deutschland zu verwenden.

Die vegane Ernährung ist schlecht fürs Klima.

Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen beliebten Vegan-Mythos, der vermutlich darauf abzielt, dass für viele vegane Produkte beispielsweise Soja genutzt wird oder man behauptet, Veganer*innen würden viele Superfoods essen, die lange Transportwege hinter sich haben, bevor sie bei uns im Laden stehen. Das stimmt so natürlich nicht, denn wie bereits erwähnt, reichen auch regionale Lebensmittel durchaus aus, um einen ausgewogenen Nährstoffhaushalt zu sichern. Dass viele Unternehmen außerdem bereits darauf achten, dass das von ihnen genutzte Soja in Europa oder sogar Deutschland angebaut wird, haben wir ebenfalls bereits erwähnt.

Es ist mittlerweile bekannt, dass bei der Produktion von Fleisch, Milch und anderen tierischen Lebensmitteln mehr klimaschädliche Stoffe entstehen als bei der Herstellung pflanzlicher Nahrung. Methan, das Kühe und Rinder bei der Verdauung ausstoßen, der weltweite Transport von Futter- und Lebensmitteln sowie der Wasser- und Energieverbrauch für die Tierhaltung und die Lebensmittelproduktion sind nur einige der Faktoren, die das Klima negativ beeinflussen. Die Umweltfolgen werden außerdem etwa durch die Abholzung von Wäldern für Anbauflächen von Futter verstärkt. Lebensraum für dort heimische Tiere geht dadurch verloren.

Pflanzen haben auch Gefühle.

Da Pflanzen kein zentrales Nervensystem besitzen, können sie auch nichts fühlen oder Schmerz empfinden. Ein Vegan-Mythos, der schnell widerlegt ist.

Sich vegan zu ernähren ist einfach zu teuer.

Es stimmt, vegane Ersatzprodukte sind häufig teurer als das “tierische Original”. Aber: Zum einen muss niemand auf Fleisch- und Käsealternativen zurückgreifen, um sich gesund und lecker vegan zu ernähren. Frisches Obst und Gemüse, das saisonal und regional gekauft wird, sowie Nahrungsmittel wie Nüsse, Linsen, Kartoffeln, Nudeln und Co. müssen nicht teuer sein und sollten auch bei einer nicht-veganen Ernährung auf dem Speiseplan stehen.

Zum anderen ist es klar, dass Fleisch vom Discounter billiger ist als viele andere Lebensmittel. Dieses Fleisch wurde meist aber nicht unter Bio-Qualität produziert. Würde man seinen Fleischkonsum auf die empfohlene Menge reduzieren und dafür hochwertige Bio-Produkte kaufen, würde der preisliche Vergleich zu veganen Alternativen wackeln. Ähnlich verhält es sich mit anderen Lebensmitteln wie Milch, Käse und Co.


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