Getreide oder kein Getreide, das ist hier die Frage. Denn immerhin steckt im Namen Pseudogetreide doch ein Hinweis auf die Gattung der zugehörigen Pflanzen, oder etwa doch nicht? Ist da etwa wer undercover unterwegs und gibt sich für etwas aus, das es nicht ist?
Pseudogetreide: Exotische Getreidesorten, die keine sind
Man nutzt ihre Körner wie die von herkömmlichen Getreidesorten, kocht und backt mit ihnen wie gewohnt. Aber Amaranth, Buchweizen und Quinoa gehören eigentlich einer anderen Pflanzenfamilie an. Daher werden sie als Pseudogetreide oder auch exotische Getreide bezeichnet. Sie zählen, anders als Weizen, Roggen, Reis und Co., nicht zu den Süßgräsern. Sowohl Amaranth als auch Quinoa gehören der botanischen Familie der Fuchsschwanzgewächse an, Buchweizen wiederum ist ein Knöterichgewächs.
Für Menschen, die mit einer Glutenunverträglichkeit leben, sind Pseudogetreide ein wahrer Segen. Denn weil sie, wie soeben gelernt, kein echtes Getreide sind, ist ihr Verzehr für an Zöliakie Erkrankte unbedenklich. Fürs Brotbacken sind die exotischen Getreidesorten aufgrund des fehlenden Klebeeiweißes jedoch nicht ganz so gut zu gebrauchen.
Die bekanntesten Pseudogetreide in der Übersicht
Buchweizen
Wohl eines der bekanntesten Gerichte mit Buchweizen hat die französische Küche hervorgebracht. Die bretonischen Buchweizen-Pfannkuchen sind weit über die Landesgrenzen unserer Nachbarn hinaus beliebt. Seinen Ursprung hat er jedoch vor allem in Asien, wo er auch heute noch überwiegend angebaut wird. Denn: Um gut zu gedeihen, wünscht er sich ein trockenes, warmes Klima. Kälte mag er gar nicht. Hat man ihn gekauft, lassen sich mit den nussig schmeckenden Körnern nicht nur bereits erwähnte Galettes zaubern, sondern auch Porridge oder Müsli. Buchweizen ist reich an Magnesium und enthält alle acht essenziellen Aminosäuren.
Quinoa
Ebenso wie Buchweizen freut sich Quinoa über trockenes, heißes Klima. Auch große Höhen machen ihm nichts aus – er wächst auch noch dort, wo andere Pflanzen längst aufgegeben haben. Quinoa wurde bereits von den Inka als Nahrungsquelle geschätzt und hat schon seit einigen Jahren in vielen Küchen Einzug gehalten. Man nutzt ihn gern anstelle von Reis, er benötigt aber deutlich mehr Wasser als die weißen Körner, da er viel stärker quellt. Vor der Zubereitung sollte er ebenso wie Reis gewaschen werden, um enthaltene Bitterstoffe zu entfernen.
Amaranth
Auch Amaranth kannten die Inka bereits, die Azteken nutzten die Kulturpflanze ebenfalls. In Süd- und Mittelamerika hat er also eine jahrtausendelange Tradition. Er schmeckt leicht nussig und kann in gemahlener Form anstelle von herkömmlichem Mehl verarbeitet werden. Viele lieben die gepufften Körner aber auch in Müslis oder Riegeln oder machen aus Amaranth Bratlinge. Amaranth enthält verhältnismäßig viele Proteine und die Aminosäure Lysin, die wichtig für den Knochenaufbau ist.
Chia
Chiasamen kommen ebenfalls ursprünglich aus Mittelamerika, dienten den Mayas als Nahrungs- und Heilmittel. Ihr Anbau ist mittlerweile aber sogar in Deutschland möglich, zu Anbauländern zählen heute außerdem Mittel- und Südamerika, Australien und Südostasien. Sie gelten als Superfood, punkten mit zahlreichen gesunden Inhaltsstoffen, wie Antioxidantien, die Entzündungen im Körper hemmen können. Veganer*innen freuen sich obendrein über die Möglichkeit, mit Chiasamen Eier zu ersetzen, denn aufgequollen in Wasser bilden die kleinen Körner eine gelartige Substanz.
Vorteile und Nachteile von Pseudogetreide
- Da Pseudogetreide kein Gluten enthalten, sind sie eine willkommene Alternative für Menschen, die von Zöliakie betroffen sind.
- Pseudogetreide enthalten im Vergleich zu “richtigen Getreidesorten” weniger Kohlenhydrate, wodurch ihre Auswirkung auf den Blutzuckerspiegel sinkt.
- Zusätzlich enthalten Pseudogetreide vergleichsweise mehr Proteine und Ballaststoffe als normales Getreide. Deswegen sie gelten bei einer pflanzenbasierten Ernährung als wichtige Eiweißquelle.
Einige dieser Vorteile sind aber gleichzeitig auch Nachteile. So sorgt das fehlende Gluten dafür, dass sich Pseudogetreide nicht ohne Probleme zum Backen von Brot eignen. Ebenso kritisch: Sie sind hierzulande nicht heimisch, müssen also einen langen Weg zurücklegen, bevor sie bei uns in den Regalen stehen. Allerdings werden Quinoa und Co. teilweise schon in Europa und in Deutschland angebaut. Die Hersteller werben sogar damit. Halte im Supermarkt deswegen unbedingt Ausschau nach regional angebauten Pseudogetreide.
Die weltweit hohe Nachfrage etwa nach Quinoa sorgt außerdem dafür, dass sich Menschen in den Anbaugebieten, für die das Pseudogetreide zu den Grundnahrungsmitteln zählt, dieses mitunter gar nicht mehr leisten können. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kauft Produkte mit Bio- und Fairtrade-Siegeln, die für faire Anbaubedingungen und nachhaltige Kultivierung stehen.
Sind Pseudogetreide für Kinder geeignet?
Laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung sind Pseudogetreide nicht ganz unproblematisch, wenn es um Säuglingsnahrung geht. Denn vor allem Amaranth und Quinoa enthalten Gerbstoffe und Saponine, die die Nährstoffaufnahme hemmen können. Eltern sollten beim Kauf von Säuglingsnahrung besonders darauf achten, dass sie nur Produkte kaufen, die festgelegte Grenzwerte nicht überschreiten.
Auch Buchweizen kann problematisch sein, allerdings aus einem anderen Grund. Buchweizen steht im Verdacht, Allergien auszulösen. Der in den Schalen des Pseudogetreides enthaltene Inhaltsstoff Fagopyrin kann Hautreizungen verursachen und die Haut empfindlicher gegen Sonneneinstrahlung machen. Durch Entfernen der Schale und Kochen des Buchweizens kann man den Gehalt des Stoffes fast komplett reduzieren. Bei fertiger Säuglingsnahrung sollte man ebenfalls darauf achten, dass die festgelegten Grenzwerte eingehalten werden.
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