Frozen, Maracuja, Mango oder einfach klassisch. Der Daiquiri ist weltweit einer der beliebtesten Cocktails, weil er so unfassbar gut zu einem lauen Sommerabend passt wie nur wenige andere Drinks. Seine Berühmtheit verdankt er nicht zuletzt seiner spannenden Geschichte. Vor allem die Verbindung zu Ernest Hemingway, dem vermutlich großartigsten Trinker aller Zeiten, hüllt den Shortdrink in eine glänzende Aura, verbunden mit mystischen, leicht nebulösen Anekdoten rund um den Daiquiri. Doch woher hat der Daiquiri seinen Namen? Was hat ein kleines kubanisches Dorf damit zu tun und wurde er wirklich auf der schönen Insel erfunden? Die einfache Erklärung, die man überall findet, einfach so hinzunehmen, ist nicht im Sinne der Wissenschaft. Da wir im EAT CLUB jeder Frage streng wissenschaftlich, den puren Fakten auf den Spuren nachjagen, begeben wir uns mit dir gemeinsam auf eine Reise durch die Vergangenheit. Dabei schauen wir immer durch ein gefülltes Glas mit dem berühmt-berüchtigten Cocktail. Das könnte eventuell zu abnehmender, journalistischer Neutralität führen, aber dafür bin ich happy mit allem, was ich behaupten werde.
Woher hat der Daiquiri seinen Namen: Eine Insel, eine Mine und ein Dorf
Never ever, wirklich auf gar keinen Fall wurden Daiquiris erst getrunken, als sie ihren Namen vom sagenumwobenen Jennings Cox erhielten. Die Zutaten, aus denen der legendärste aller Sour-Cocktail besteht, sind in seiner kubanischen Heimat einfach zu verbreitet: Rum, Limettensaft, Zucker. Wenn auf der Insel niemand zuvor auf diese Kombination gekommen ist, höre ich sofort auf zu trinken… not gonna happen. Doch der offiziell als Erfinder des Daiquiris geltende Jennings Cox war es, der dem Drink seinen Namen gegeben hat. Ursprünglich sollte er einfach Rum Sour heißen, behauptete der Kriegsveteran P.D. Pagliuchi zumindest. Er überzeugte Cox jedoch davon, das Gemisch Daiquiri zu nennen nach dem Dorf, in dem sie als Minenarbeiter stationiert waren. Ich fürchte, geneigte*r Foodie, ich muss noch weiter ausholen, wenn ich dir wirklich erklären will, woher der Daiquiri seinen Namen hat… Zwischendurch mixen wir uns aber mal einen Daiquiri von unserer Cocktailkarte:
Die (wahre) Geschichte des Daiquiris
Erste Spuren zum Rezept finden sich bereits in den Aufzeichnungen von Admiral Edward “Old Grog” Vernon, der seine Crew etwas nüchterner bekommen wollte. Er mischte also die Rumrationen mit Zitronensaft und Wasser und erschuf so mutmaßlich den ersten amerikanischen Vorläufer des Daiquiris. Bekannt ist außerdem die kubanische Vorform genannt Canchánchara, der Rum mit Limettensaft, Honig und Wasser kombinierte. Was jetzt noch fehlt, ist das letzte Puzzlestück: Und hier landen wir eben in den Jahren um 1900, als der Spanisch-Amerikanische Krieg sich in der Karibik und rund um Kuba ausbreitete. Der amerikanische Ingenieur Jennings Cox rekrutierte auf Kuba in der Nähe des Dorfes Daiquiri Männer als Minenarbeiter. Nun gibt es zwei Legenden, wieso er seinen Männern ein Glas mit Rum, Zucker und Wasser servierte (Limette kam Cox’ ersten Drinks nicht ins Glas). Beide fügen sich zu einem sinnigen Bild zusammen: Gin spielt hierbei eine Hauptrolle:
Wenn man sich mit der Geschichte des Gins befasst, denn Gin galt lange Zeit als Heilmittel für allerlei Fiebererkrankungen, weiß man, dass Gin in der Medizin hoch relevant war. Gelbfieber war unter den Minenarbeitern und Matrosen der Karibik verbreitet, der Gin allerdings ging Mister Cox aus. Also substituierte er den schwindenden Gin mit dem auf Kuba viel verbreiterten Rum. Vermutlich ohne zu wissen, dass der Sinn des Gins ein anderer als das pure Berauschen war. Der Drink aber war so genial, so unfassbar gut, dass er (oder der arme Pagliuchi, dem offenbar niemand glaubte) einen Namen brauchte. Aus Rum Sour wurde der Daiquiri, benannt nach dem kleinen Örtchen, in dem er erfunden wurde.
Unaufhaltsam: Wie der Daiquiri berühmter wurde als der Krieg
Ein paar Jahre später wurde der Drink in kubanischen Bars serviert, und zwar MIT Limette. Reisende aus den Staaten brachten den Drink mit aufs Festland und von da aus startete der Siegeszug des Daiquiris. Bis heute proklamiert The Army and Navy Club in Washington, die erste Bar mit einem Daiquiri in der heutigen Form auf der Cocktailkarte gewesen zu sein. Hier lernte mein Lieblingsalkoholiker mit Hang zum Selbst- und Welthass, Sir Ernest Hemingway, den Daiquiri lieben. In seiner Zeit auf der Insel servierte man ihm den Papa Doble Daiquiri nach eigener Rezeptur, aber das steht alles an anderer Stelle. Heute wissen die meisten mehr über den Daiquiri als über den Amerikanisch-Spanischen Krieg. Spätestens seit der Tiki-Bewegung und Mango, Ananas und Frozen Daiquiris rückt leider einer der spannendsten Geschichten eines Cocktails in den Hintergrund. Bis jetzt zumindest… Wenn du Lust hast, noch mehr über die Geschichte deiner Drinks und Lieblingsgerichte zu wissen, schau doch mal hier vorbei:
Du liest hier den Beitrag und fragst dich die ganze Zeit, was eigentlich ein verdammter Sour ist? Kein Problem, in unserer Kochschule liest du unter anderem alles zu den verschiedenen Cocktailsorten.
Peace!
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