Ja, es gibt ihn, den deutschen Whisky. Doch ist er gut? Also, schmeckt er nur scharf nach Alkohol und so holzig, dass man einen flüssigen Splitter im Mund zu haben glaubt? Guter Whisky, richtig guter, ist 12 Jahre alt. Sicher gibt es auch sehr guten jüngeren Whisky, vor allem Bourbon muss nicht so alt sein, doch als Faustregel dient diese Altersgrenze zur Volljährigkeit weiterhin. Viele deutsche Brennereien jedoch waren bis vor Kurzem noch gar nicht alt genug, um 12 Jahre alten Whisky nach schottischem Vorbild anzubieten. Doch das hat sich naturgemäß geändert. Den Höhepunkt dieser Entwicklung markiert das Jahr 2020. The Westfalian wurde zum besten Whisky der Welt gekürt. Spätestens seit diesem ist Deutschland auf der Whisky-Karte vermerkt mit einem Ausrufezeichen.
Die Anfänge: Wie macht man 1000 Jahre Tradition?
Die Antwort wurde schnell klar: gar nicht! In den 1970er begannen erste Obstbrennereien mit der Whiskyherstellung nach schottischem Vorbild, vor allem aus Liebe zum Produkt. Doch bis sich eine professionelle Whisky-Brennerei gründete, dauerte es noch 20 Jahre. Die Destillerie Slyrs war die erste, die sich rein der Herstellung des Wassers des Lebens widmete. Vor allem Whiskys nach schottischem Vorbild werden bis heute hier gebrannt. Die mangelnde Zeit versuchte man durch das Einkaufen alter Fässer aufzufangen, was mal besser, mal schlechter gelang. Doch der Anfang war gemacht und bis heute zählt Slyrs zum Besten, was der deutsche Whisky-Markt zu bieten hat.
Deutscher Whisky gehört zum Besten der Welt
Mittlerweile ist man sich einig, dass deutscher Whisky zum besten der Welt gehört. Auch die gewonnen Preise der letzten Jahre verschiedener Brennereien, inklusive des Weltmeistertitels 2020, sprechen eine eindeutige Sprache. Um es dir ein wenig zu erleichtern, haben wir literweise deutschen Whisky verköstigt, nur um dir heute 5 Whiskys aus deutschen Landen zu empfehlen. Was dich beim Trinken des flüssigen Goldes erwartet, erklären wir dir auch in aller Kürze.
- The Westfalian Cask 134 Crazy Cask Experiment German Single Corn Whiskey: Das crazy cask experiment… Sei schnell, wenn du noch eine Flasche bekommen möchtest, denn dieser überragende Single Corn ist auf 419 Flaschen limitiert. Ich hatte das Glück, eine zu probieren und ja, ich sammle, aber trinke auch. Karamellig, buttrig, Honig, dezente Vanille und geräucherter Pfeffer waren meine Assoziationen. Das Aroma kommt ebenfalls rauchig mit leichter Schärfe und Tabak daher. Einfach geil… einer der spektakulärsten Whiskys, die ich je kosten durfte! Stammt ja auch von den Weltmeistern.
- Elsburn The Journey Single Malt Whisky: The Journey aus dem Harz wird vielerorts als bester deutscher Single Malt aus reinem Gerstenmalz angesehen. Deswegen habe ich mich entschieden, ihn hier aufzunehmen. Den Spot in der Liste hätten sicher auch andere verdient, doch ein bisschen populär arbeiten darf ich doch auch mal, oder? Außerdem ist er ein großartiger Whisky, der sicher zu den vielfältigsten Geschmäckern am Markt zählt. Der Ausbau in diversen Süßwein-Fässern bringt eine unfassbare Komplexität mit. Etwas Mandarinen-Süße, eine minimale Schärfe und feine Rosinen zeichnen den Geschmack aus. Eiche und die typische Vanille kommen auch durch.
- Slyrs Bavarian Single Malt Whisky Sauternes Finish: Wie bereits beschrieben für mich einer der besten deutschen Whiskys, die ich je kosten durfte. Das Sauternes-Fass gibt bereitwillig das Vanillin frei, das dem Whisky seinen Charakter mit leichter Süße verleiht. Neben der Vanille findet sich auch leichte Zitrusnoten und, das ist vielleicht das Spannendste in der Kombination, eine kräutrige Würze mit frischem Pfeffer, leichter Wacholder und Thymian.
- Stork Club Straight Rye Whiskey: Als Rye Whisky Fan darf ein deutscher Rye Single Malt natürlich nicht fehlen. Der Stork Club lagert in amerikanischen Bourbon-Fässern, was ihn natürlich formt. Was mich an diesem Whisky am meisten begeistert hat, war die auffällige dunkle Schokolade, die sich sofort im Mund ausbreitete. Nussige Nuancen passen perfekt zum Gesamtkonzept. Also: Trau dich mal an einen Rye!
- Rothaus Black Forest Single Malt Whisky: Ja, ich mag den Black Forest Single Malt. Mein Kumpel mochte ihn nicht so gerne und ich verstehe das durchaus. Doch er hat anderen deutschen Whiskys eine Sache voraus: eine holzig-rauchige, fast schon alte Grundstimmung, die ich so nur bei teurem Scotch gefunden habe. Dieser Whisky ist etwas für dich, wenn du mit einem weißen Hund im Drehstuhl sitzend die Welt erobern willst und irgendwelche 00-Agenten dein Versteck stürmen.
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