Wer lebt heutzutage noch an dem Ort, wo man geboren wurde? Viele von uns zieht es irgendwann “hinaus in die Welt” – auch wenn diese Welt nur die nächste Großstadt ist. Nach dem Schulabschluss, für die Ausbildung, zum Studium oder einfach, um sich eine Auszeit und ein Sabbatical zu gönnen: Ein längerer Aufenthalt irgendwo anders, weg aus der Heimat, das ist es, was immer mehr Menschen suchen.
Eine, der es genauso erging, ist Saghar Setareh. Dass aus ihrem Fernweh ein Kochbuch entstehen würde, hätte sie damals, als sie als junge Frau vom Iran nach Italien zog, vermutlich nicht gedacht. In “Granatapfel & Artischocke” schreibt sie von ihren Erfahrungen. Und erzählt, wie sie erst durch den Weggang aus der Heimat diese richtig kennenlernte. Sie widmet sich aber auch den zahlreichen kulinarischen Gemeinsamkeiten, die es zwischen dem Iran und Italien sowie allen Stationen dazwischen gibt.
“Granatapfel & Artischocke”: Rezepte kennen keine Ländergrenzen
Um sich einer Region zu nähern, kann man sich landestypische Gerichte und Spezialitäten ansehen, sie nachkochen, und so mehr über Kultur und Menschen lernen. Als sie nach Italien zog, wurde Setareh “[…] das erste Mal richtig bewusst […], in welchem Maße das Thema Essen Ausdruck von Kultur, Geschichte und Wirtschaft ist.” Und welche Ähnlichkeiten zwischen den Nationen liegen.
In diesem Sinne lädt die Autorin ein, mit ihr auf die Reise zu gehen. Diese beginnt hier und heute mit einer ungewöhnlichen Kombination: Hackbällchen aus Lammfleisch mit sauren Kirschen:
Rezept für Fleischbällchen mit Sauerkirschen (Kebab el-karaz)
Die syrische Küche, vor allem Gerichte aus Aleppo, wo auch dieses Rezept seinen Ursprung hat, ist bekannt für süßsaure Aromen, oft in Verbindung mit herzhaften Gerichten. Auch die iranische Küche spielt mit diesen Geschmackskombinationen, und viele syrische Spezialitäten werden so oder ähnlich ebenfalls im Iran gekocht. Typisch ist etwa das legendäre kebab karaz. Für den süß-sauren Geschmack sorgen bei dieser Spezialität nicht nur Sauerkirschen, sondern auch Granatapfelsirup, der fester Bestandteil der dortigen Küche ist. Hinzu kommen allerlei Gewürze, die das Gericht verfeinern und es gleichzeitig besonders vollmundig daherkommen lassen.
Übrigens: Aleppo galt laut Autorin früher gar als nahöstliche Hauptstadt der Kulinarik.
Zutaten für 4-6 Personen:
Für die Fleischbällchen:
- 500 g Lammhackfleisch
- 1 kleine oder 1/2 große Zwiebel, gerieben und gut ausgedrückt
- 1/2 TL Salz
- 1/2 TL schwarzer Pfeffer aus der Mühle
- 1 TL Zimtpulver
- 1/4 TL Muskatnuss, gerieben
- 2 EL Olivenöl
Für die Sauerkischsauce:
- 1 kg frische oder TK-Sauerkirschen, entsteint
- 3 EL Zucker
- 2 EL Granatapfelsirup
- 1/2 TL Salz
- 1 Gewürznelke
Zum Anrichten:
- 2-3 Pita-Brote
- 10-15 g Butter oder Ghee, zerlassen
- 40 g Pinienkerne, geröstet
- 1 Handvoll gehackte glatte Petersilie
Zubereitung:
- Das Olivenöl in einer Pfanne auf mittlerer bis hoher Stufe erhitzen und die Fleischbällchen darin rundum anbraten, gegebenenfalls portionsweise. Sie müssen zu diesem Zeitpunkt nicht durchgaren.
- Die Fleischbällchen in die Sauerkirschsauce legen und 10-15 Minuten darin durchgaren lassen.
- Zum Anrichten die Pita-Brote aufwärmen, in hübsche Dreiecke schneiden und auf einer großen Platte anrichten. Mit der zerlassenen Butter beträufeln. Die Fleischbällchen mit der Sauce auf den Brotstücken verteilen (die Gewürznelke dabei herausnehmen). Mit Pinienkernen und Petersilie bestreut sofort servieren.
Anmerkung: Anstatt frischer oder gefrorener Sauerkirschen können Sie auch 350-500 g getrocknete, entsteinte Sauerkirschen nehmen. In 500 ml kochend heißem Wasser mindestens 30 Minuten einweichen lassen. Dann mit der Einweichflüssigkeit zu den Zutaten für die Sauce geben und wie angegeben köcheln lassen.
Saghar Setareh: “Granatapfel & Artischocke. Eine kulinarische Reise vom Iran bin nach Italien”, ars vivdendi, 34 Euro.
Jede Woche blättern wir in einem anderen Kochbuch der Woche. Eine kleine Auswahl findest du hier: