Vor allem Einsteiger fragen sich, welcher Whisky für sie der richtige ist. Da sich Scotch, Bourbon, Irish und Co. stark voneinander und sogar untereinander unterscheiden, ist diese Frage alles andere als trivial. Für Whisk(e)y-Freunde ist es daher ein Anliegen, Neulingen das Wasser des Lebens nicht zu vermiesen. Denn der ungeübte Gaumen zieht sich zumeist angewidert zurück, wenn er durch torfige Aromen, Asche und pures Holz belästigt wird. Wir machen es dir als Anfänger*in oder Profi leichter und fragen zunächst: Welcher Whisky-Typ bin ich? Bourbon oder Scotch?
Auf diese beiden Sorten reduziere ich der Einfachheit und Verfügbarkeit halber mein folgendes Dummgeschwätz, um die Eingangsfrage zu beantworten. Was wofür spricht, worin die wesentlichen Unterschiede in der Aromatik liegen und was es als Einsteiger bei der Auswahl von Bourbon oder Scotch zu beachten gilt, möchte ich dir in diesem Beitrag vermitteln. Welcher Whisky-Typ bin ich? Danke, dass du fragst. Bourbon, ganz klar! Manchmal aber Scotch … oder Canadian. Obwohl so ein butterweicher Ire … na ja, es geht ja zum Glück nicht um mich.
Bourbon oder Scotch: Deswegen ist beides Whisk(e)y
Zunächst klären wir, warum beide Sorten Whisky sind, wenn sie sich doch ach so dolle voneinander unterscheiden. So oder so ähnlich werde ich häufig ausgelacht, wenn ich mich ob des Fusels auf dem Tisch in Rage rede. Beides ist Whisk(e)y! Denn erklärtermaßen und EU-Verordnung ist das Wasser des Lebens ein Destillat aus vergorener Getreidemaische, das im Holzfass reift. Die Reifung muss mindestens drei Jahre lang erfolgen. Der Alkoholgehalt beträgt mindestens 40 %. Die Unterschiede liegen jedoch in der Herkunft, den Zutaten und der Lagerung. Übrigens: Ich schreibe ab jetzt Whisky und nicht Whiskey! Warum beides korrekt ist, erfährst du übrigens hier.
Bourbon oder Scotch? Falsche Frage!
Jetzt kommt die typische Klugscheißer-Keule in klassischer Niko-Manier: Diese Frage kannst du so nicht stellen, Mensch! Einen Whisky darf man nur Scotch nennen, wenn er aus Schottland kommt und die dort festgelegten Bedingungen erfüllt. Bourbon County existiert zwar in Kentucky, taugt aber nicht als geografisches Lable. Das Besondere an Bourbon sind die Getreide, die zur Herstellung verwendet werden. Er muss nämlich mindestens 51 % Mais enthalten! Wenn du also richtig schlau sein willst, fragst du nicht Bourbon oder Scotch, sondern American (bzw. Tennessee) oder Scotch. Allerdings machst du dir so vermutlich keine Freunde.
Das sind die Unterschiede zwischen Bourbon und Scotch
Der kleine Exkurs oben hat dir nichts gebracht außer unnützem Wissen … gern geschehen. Jetzt kommen wir zum Wesentlichen. Scotch und Bourbon bzw. Tennessee oder American Whiskey unterscheiden sich geschmacklich signifikant voneinander. Nicht nur die Getreidesorten prägen den Whisky-Geschmack, sondern auch die Art der Fässer, das Klima und wie lange der Whisky Zeit hat, im Fass zu reifen.
Scotch ist durch die Reifung in teilweise mehrere hundert Jahre alten Fässern, die Art der Herstellung und die verwendeten Zutaten geprägt. Die aromatischen Nuancen haben Ecken und Kanten, erzeugen beim Genuss Assoziationen in unendlich vielen Richtungen, unter anderem an Beeren, Asche und Getreideduft.
Bourbon unterscheidet sich davon fundamental. Die kürzere Reifung verhindert, dass der Whisky sich tief im Holz sitzende, kräftige Aromen ziehen kann. Vanille, Honig, Karamell und eine markante Süße zeichnen Bourbon aus, während man vor allem Süße beim Scotch nicht finden möchte. Manche weisen Scotch daher das Label “trocken” im Gegensatz zu anderen Whiskysorten zu. Als Referenz dient der auf der anderen Seite des Spektrums liegende “milde” Bourbon.
Welche Sorte eignet sich besser zum Einstieg?
Nun, da du in gebotener Kürze weißt, worin sich Bourbon und Scotch unterscheiden, komme ich zur eigentlichen Frage zurück: Welcher Whisky passt zu mir? Wenn deine Erfahrungen sich bisher auf Whisky-Cola oder Cocktails mit Whisky beschränken, du aber Bock auf das Thema hast, sind hier meine hochgradig subjektiven Tipps:
- Willst du für dich oder als Liebhaber anderen Whisky schmackhaft machen, lass die Finger von altem Scotch. Warum? Die Aromen sind so speziell, dass ungeübte Gaumen schlicht überfordert sind. Ohne die richtigen Schubladen im Kopf wird der Geschmack negativ aufgenommen.
- Wenn du Longdrinks und Highballs, wie Whisky Cola, magst, wirst du deinen Gaumen vermutlich auf Bourbon vorbereitet haben. Das heißt auch, dass du beim ersten Tasting am besten einen Bourbon pur probieren solltest. Beachte aber, dass ein guter Bourbon zum Pur genießen nicht für 7,99 € im Laden steht.
- Puristen schwören auf Scotch und nur Scotch ist pur trinkbar. Das halte ich persönlich für ausgeprägten Schwachsinn. Ein milder Scotch jedoch von heller Färbung und 10-12 Jahren Lagerzeit ist perfekt für den Start.
- Irischer Whisky (Irish) oder Canadian eignen sich für den Einstieg fast noch besser als Bourbon oder Scotch. Sie stehen geschmacklich Scotch näher als Bourbon, sind aber mild und greifen einige Aromen des American auf, die viele Longdrink- und Whiskycocktail-Fans mögen.
Tipps für den Einstieg: Diese Whiskys sind perfekt für den Anfang
Da ich keinen Grund habe, einen bestimmten Whisky anderen an dieser Stelle vorzuziehen, möchte ich dir einige konkrete Sorten und Hersteller empfehlen. Von der bisherigen Theorie kannst du dir schließlich nichts kaufen:
- Scotch: Mein erster Scotch auf Empfehlung eines befreundeten Ladenbesitzers war Aberfeldy*, ein 12 Jahre alter Highland Scotch Single Malt Whisky. Nahezu komplett rauchfrei, wenig Holz, dafür viel Frucht wie Birne und Quitte sowie eine leichte Süße sind top für den Einstieg. Wer etwas mehr Klischee möchte, kann auf den 10-jährigen Talister Single Malt Scotch bauen. Etwas mehr Kante, aber dennoch mild trotz 45,8 % Umdrehungen.
- Bourbon: Bei Bourbon kann ich nicht neutral sein. Leider. Denn ich bin bekennender Bourbon pur Trinker. Ich liebe den Single Barrel von Four Roses*, den ich auch für (fast) alle Whiskey-Cocktails benutze. Viel Vanille und Karamell. Das ist einfach geil. Selten, aber gern greife ich auf den Wild Turkey Rare Breed* zurück, der von etwas mehr Würze geprägt ist. Der ist eher was fürs zweite oder dritte Glas beim Tasting. Unschlagbar zum Einstieg ist der Elijah Craig small Batch Barrel proof*. Er ist der vermutlich süßeste Bourbon, den man ernst nehmen kann.
Bourbon oder Scotch: So trinkt man Whisky
Whisky pur trinkt man am besten zwischen 18 und 22 Grad Temperatur. Das Glas sollte dünnwandig, dickbauchig und konisch sein, damit auch die Nase ins Tasting eingebunden wird. Ich stelle mir gern ein Glas nicht zu kaltes Wasser daneben, wenn ich mit unerfahrenen Whisky-Trinkern anstoße. Für viele ein No-Go, aber wen interessieren schon Hardliner und andere Pseudo-Experten.
Mit einem Schluck Wasser kühlst du deinen Gaumen etwas ab und spülst einige Aromen, die noch versteckt hinter dem Alkoholgeschmack im Mund bleiben, über die Zunge. In meinen Augen Pflicht für Einsteiger. Lass den Whisky auch Zeit im Mund, um sich auszubreiten. Einfach herunterkippen macht zwar blau, aber bringt dich sonst kaum weiter.
Weitere mehr oder weniger wissenswerte Beiträge zum Thema Whisky findest du in unserer Kochschule. Doch auch andere flüssige Genussmittel wie Gin, Bier oder Wein bekommen die wohlverdiente Aufmerksamkeit. Schau doch mal vorbei, wenn du dir dein nächste Glas eingießt:
Peace!
Übrigens: Unsere Rezepte gibt’s auch in der App – einfach downloaden!
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