Es gibt ja so Situationen, in denen möchte man an sich ganz gerne die eigene Würde bewahren. Das erste Date mit der potenziellen neuen, großen Liebe. Ein Aufeinandertreffen mit den Schwiegereltern. Ein Business-Lunch mit den Vorgesetzten. Anlässe wie diese gibt es viele – und ganz sicher möchte man Events wie diese im Anschluss erhobenen Hauptes verlassen können. Fakt ist also – wenn ein Treffen wie dieses bevorsteht… verzichte tunlichst und unter ALLEN Umständen darauf, einen Besuch beim Dönerladen vorzuschlagen!
Die Gründe liegen auf der Hand: Man kommt aus der Nummer schlicht nicht mit weißer Weste heraus, im wahrsten Sinne des Wortes. So sehr man sich auch bemüht – am Ende hat man Knoblauchsauce auf Hemd oder Bluse, ein paar rohe Zwiebeln auf dem Schoß, Kräuter zwischen den Zähnen – und vermutlich etwas Rotkraut am Haaransatz.
Der saubere Verzehr eines Döners ist schlicht eine Angelegenheit für Fortgeschrittene. Weeeit Fortgeschrittene. Das sollte man sich eingestehen.
Blöd ist dann aber, wenn jemand anderes die Gestaltung eines Treffens übernimmt und man aus welchem Grund auch immer wenig Mitspracherecht hat. Dann ist es, wie es ist. Es geht eben doch in den Dönerladen. Was nun? Klar – man kann sich einfach eine Portion Fritten (ohne Sauce, versteht sich) bestellen, etwas neidisch auf die kulinarischen Leckerbissen der anderen sein und das Beisammensein wie frisch aus der Waschstraße hinter sich bringen. Oder aber, man liest aufmerksam unsere Tipps und Tricks, wie man Döner isst, ohne zu kleckern. Achtung – nicht durch die Reihe ernst gemeint!
Döner essen ohne Kleckern: So bleibt alles sauber!
Ja – in der EAT-CLUB-Redaktion scheinen schon unzählige Döner den Schlund hinab gewandert zu sein. Und wie es ja oft ist, macht auch hier die Übung den Meister. Das zeigen schon die Ausführungen unseres Redakteurs Niko, der ganz offensichtlich an der Perfektion des kleckerfreien Döner-Genusses feilt…
Da ich meinen Döner sowieso immer mit Knoblauchsauce, Zwiebeln und dem selbst kreierten Schärfegrad assi-scharf verzehre, erübrigen sich glücklicherweise in der Regel die Fragen nach Sauce im Bart und auf der Kleidung. Denn so einen Döner kann man nur alleine oder nachts auf dem Nachhauseweg essen. Lieben wird dich dann eh niemand, der dich nicht schon für immer liebt.
Dennoch habe ich im Laufe meiner Imbisskarriere diverse Strategien entwickelt, wie man einen Döner essen sollte, wenn man danach noch unter Menschen geht. Denn auch mittags schmeckt er, der König des hiesigen Streetfoods.
Mein erster Tipp beginnt schon vor dem Bestellen. Bestelle nie, einfach nie einen Döner, wenn du dich safe nicht versauen willst. Ich bestelle dann immer Dürüm oder Lamacun, die lassen sich durch eingeknickter Folie und doppelte Serviettierung am unteren Ende sowie durch schräges Halten gegen die Schwerkraft besser kontrollieren.
Aber es geht ja um den Döner… also hier meine Döner-Hacks, die sich in den letzten 25 Jahren bewährt haben:
Sprich mit deinem Dönermann: Ich bitte immer um zwei von diesen Papieren, in die der Döner gelegt wird. Das bringt schon mal etwas Schutz. Wenn dann die Alufolie intakt bleibt (also Vorsicht beim Öffnen) bist du schon einen Schritt näher an sauberen Schuhen und Kleidern.
Essen im Sitzen: Wenn es irgendwie möglich ist, iss im Sitzen. Solltest du wild Dönern (also ohne Tisch, etwa auf einer Parkbank, einem Stein oder Einhorn) nimm die Klippen-Guck-Pose ein. Dazu musst du deine Beine weit auseinandermachen und deinen Döner in diesen Sicherheitsbereich halten. Er darf ihn nie verlassen. Tropfende Sauce und fallende Tomaten stürzen nun die Klippen hinunter und nicht auf deine Hose.
Essen im Laufen: Viele Servietten helfen. Aber auch hier gibt die Pose Sicherheit. Knicke beim Abbeißen deinen Oberkörper um etwa 30 Grad nach vorne und laufe recht breitbeinig. Den Döner hältst du dabei stets eine halbe Armlänge von dir entfernt. Während der Beißpausen ist der Döner links oder recht außerhalb der Schuhzone.
EAT CLUB Redakteur Niko. Ein Döner-Profi aus dem Bilderbuch!
Einfach mal einen Boomerang abnagen
War doch schon mal ganz schön aufschlussreich! Danke, lieber Niko. Und unser Kollege Felix kann da gleich noch ein paar weise Ratschläge mit dazugeben.
Mein erster Tipp bezieht sich eher auf die Zubereitung des Döners als auf den Essstil. Unbedingt einen großen Klecks Soße auf dem Döner zum Abschluss vermeiden. Ich weiß nicht genau, woher dieser Trend kommt, und es ist völlig überflüssig, wenn das aufgeklappte Brot schon vorher mit ordentlich Sauce ausgekleidet wurde, noch einen riesigen Batzen zum Abschluss auf alles zu geben. Also gleich klar machen, dass man das nicht möchte. Apropos Sauce… verlasst den Dönerladen umgehend, ruhig und geordnet, wenn es heißt: Cocktailsauce oder Zaziki?
Kommen wir nun also zur Esstechnik, die sich meines Erachtens, und wir sprechen hier von über einem Viertel-Jahrhundert Erfahrung, als die beste herausgestellt hat. Das Dönerbrot sieht ja ein wenig aus wie ein spitzzulaufendes Dach. Beginne also die Spitze zu essen. Dann jeweils einen Bissen links und rechts, sodass du wieder eine kleine Spitze in der Mitte hast. Dieses Prozedere wiederholst du so lange, bis du nur noch den unteren Teil des Döners hast, der optisch einem Boomerang gleicht. Ab diesem Punkt wird es kritisch, da sich hier das gesamte Fleischfett und ein Großteil der Sauce gesammelt hat. Hier hilft nur den Rest-Inhalt mit einem Currypieker oder Ähnlichem aus dem Brot zu picken, sonst hast du keine Chance, da unkleckernd durchzukommen.
EAT CLUB Redakteur Felix weiß, dass es auf die richtige Bisstechnik ankommt.
Auf was man alles achten sollte… Unsere liebe Charlotte setzt auch auf die richtige Bisstechnik – hat aber auch noch weitere Tipps für alle Klecker-Geplagten. Da spricht die pure verdönerte Lebenserfahrung, können wir dir sagen.
Abends auf dem Heimweg oder als Stärkung während einer feucht-fröhlichen Party gehörte der Döner aus dem Bermuda-Dreieck Freiburgs zur Standardausrüstung dazu. In Köln war’s dann der Shawarma von Popeye’s Imbissbude und in Berlin Besh’s köstliche Falafel mit eingelegten Tomaten.
Ging es um Döner galt damals die Maxime: mit dicker Knobi-Sauce und wer besonders schamlos war, mit Zwiebeln obendrauf. Wichtig dabei ist, dass du nicht die rotzige “scharfe” Sauce mit Mayonnaise bestellst, sondern die gute Chili-Paste, links vorne in der Auslage. Damit hast du auch direkt den Respekt deiner Umstehenden und dem Dönermann gesichert und dir futtert garantiert niemand etwas weg.
Wenn’s dann um das Essen selbst geht und du deine Würde noch nicht an den Nagel gehängt hast, hier ein paar Tipps:
Zu Allererst: Frag’ nach einer Scheibe Zitrone und einer Ladung Servietten. So weißt du wohin mit der Sauce an den Fingern und übertünchst den derben Geruch mit der erfrischenden Zitrone. Um den Kragen gewickelt fühlst du dich trotz später Stunde und sinkendem IQ wie ein wahrer Gourmet an der Abendtafel – oder eben auf der Parkbank. Als kleiner Nachtisch mit entsprechender Würzung tut sich die Zitrone dann übrigens auch nicht schlecht.
Ob im Dürüm oder als Kebab: Achte auf deine Alufolie! Denn sie rettet dich davor, dass du den saftigen Bodensatz am Ende auf deine sauberen Ausgeh-Hosen sabberst und bewahrt dich vor Fragen über die weißlichen Flecken. Der Dürüm gibt dabei vor, dein Freund zu sein, ist jedoch genau so tückisch wie der Kebab. Denn zwar hast du es am Anfang leichter und weniger Sauce im Gesicht, am Ende fängt das Kebab-Sandwich aber mehr der überquellenden Sauce auf.
Wenn du es darauf anlegst, bunte Farben in deinem Bart zu sammeln oder dein Make-Up zu verschmieren, dann setz’ auf jeden Fall auf den Kebab. Außer du achtest auf diesen Hack: Iss’ dich von beiden Seiten in das Herz deines geliebten Döners. So vermeidest du die Joghurt-Saucen-Ränder auf deinem Gesicht und bekommst gleichzeitig die meisten Zutaten zu beißen.
Hast du dich dann gen Mitte vorgearbeitet, geht es ans Umwickeln. Dafür setzt du deinen Döner einmal um, indem du den einen angegessenen Rand als Unterteil in die Alufolie wickelst. So kannst du dich vom oberen Rand zum unteren Durcharbeiten, ohne dass es dann von beiden Seiten Döner und Krautsalat auf die Straße regnet. Volle Geschmacksdröhnung bei minimaler Sauerei garantiert!
EAT CLUB Werki Charlotte schwelgt in Erinnerungen an durchzechte Nächte.
Völlig ungeniert geht’s nur zu Hause? Wir verraten dir einige Rezepte für typische Dönerladen-Highlights:
Nicht ohne meine Gabel!
Auch unsere liebe Anna hat sich ganz offensichtlich schon eingehend mit der Döner-Thematik auseinandergesetzt. Hier werden gleich Vorkehrungen verschiedenster Art getroffen. Lies selbst:
Seitdem ich für mein Studium nach Berlin gekommen bin, habe ich viel gelernt. Da ich jetzt in meinem fünften Online-Semester bin, bezieht sich dieses Wissen leider nicht auf fachliche Inhalte meines Studiums. Nein, eher habe ich viel kulinarisches Wissen der Hauptstadt erlangt. Ich habe viele Döner gegessen, viele Fehler gemacht und viele Hosen versaut. Aber ich habe gelernt. Zweieinhalb Jahre sind eine lange Zeit und wenn ich jetzt ein prall gefülltes Brot in der Hand halte, was größer zu sein scheint als mein Magen, weiß ich ganz genau, was zu tun ist.
Ich habe zwei Faustregeln: Erstens, der Döner wird zu Hause gegessen und Zweitens, setze ich mich dafür an den Tisch, bewaffnet mit Teller, Gabel und Küchenpapier.
Ja, richtig gelesen. Ich esse meinen Döner an meinem Küchentisch. Die wohl am lieblosesten zubereitete Speise (sorry, Dönermann), verwandele ich eine gehobene High-Society-Mahlzeit:
Habe ich das in Alufolie eingepackte, warme und gut riechende Exemplar erst mal sicher in meine Wohnung transportiert, werden erste Vorbereitungen getroffen. Nachdem ich also mehrere Tücher Küchenpapier auf dem Schoß und neben meinem Teller platziert habe, fange ich an, die überflüssige Füllung aus dem oberen Teil des Döners mit meiner Gabel langsam und behutsam herauszupicken. Dabei kann der Döner entweder auf dem Teller mit der geöffneten Seite zu dir gerichtet liegen, oder aber kannst du ihn auch mit deiner freien Hand über dem Teller halten. Das mache ich dann so lange, bis ich mir zutraue, die Gabel niederzulegen und das gute Stück nun in die Hand zu nehmen. Ab diesem Schritt ist besondere Vorsicht und Fingerspitzengefühl gefragt, denn hier ist das Kleckerpotenzial am größten. Nun beiße ich vorsichtig ab. Meine Devise: kleine Bisse! Sollte auf dem Weg von Döner zum Mund doch Mal ein Salatblatt verloren gehen, wird dieses zum Glück von meinem Teller vor dem Klippensturz bewahrt und kann mit der Gabel sicher in Richtung Futterluke befördert werden.
EAT CLUB Redakteurin Anna schätzt beim Döner-Genuss ihre Privatsphäre.
So, so: Auch hier wird auf eine Biss-Technik eingegangen – ebenso wie auf die richtige Körperhaltung. Die heißt bei Anna: sitzend. Da kann unsere Kollegin Betsy nur beipflichten – immerhin hat sie sich das Ganze direkt in der Türkei angeschaut. Wenn man natürlich an dieser Stelle auch mal kleinlaut erwähnen muss, dass der Döner, wie wir ihn kennen, streng genommen nicht in der Türkei, sondern in Berlin erfunden wurde.
In den 90ern habe ich mit meiner Freundin deren Eltern in der Türkei besucht. Die sind nach 30 Jahren in Deutschland wieder zurückgekehrt und wohnten sehr malerisch am Bosporus – mit Blick aufs Meer. Wir zwei waren viel mit ihrer ebenso strengen wie liebevollen Mutter Nurie unterwegs. Und es war immer klar: Zum Essen setzt man sich hin, dann bekleckert man sich auch nicht. Tatsächlich habe ich in den drei Wochen keinen einzigen Menschen auf der Straße essen sehen. Seitdem sitze ich immer beim Essen.
EAT CLUB Redakteurin Betsy hat Vorort-Studien betrieben, um die Kunst des kleckerfreien Döner-Essens zu studieren.
Manchmal hilft nur: Darüberstehen…
Und dann gibt es noch diese Menschen, die zwar viiiele Jahre geübt haben – das nur leider völlig ohne Erfolg. Knapp daneben ist halt auch bloß vorbei.
Ich bewundere die Menschen ja für ihren Einfallsreichtum. Ich habe zugegebenermaßen, schon einige Techniken ausprobiert, um beim Döner essen nicht zu kleckern. Am Ende hat sich bei nur ein Weg als der ultimativ Richtige herausgestellt: Sei vorsichtig bei der Auswahl deiner Gesellschaft – und wenn dann doch mal ein wichtiges Meeting beim Dönerladen ansteht (was für sich schon irgendwie ein Paradoxon ist…), dann iss am besten gar nichts und bestell dir ein stilles Wasser. Oder einen Tee. Oder sonst was Unverfängliches.
Wenn es der Döner sein soll, so wähne ich einen erlesenen Kreis an Menschen um mich. Dieser umfasst, sage und schreibe zwei Menschen – und die haben mich schon in jedem erdenklich schlechten Zustand sehen müssen.
Sollte dann doch mal jemand anderes, nicht ganz so Respekt einflößendes, dabei sein, dann fand ich bislang wild gemusterte Schals, Capes und Umhänge ganz praktisch. Da fallen Flecken nicht so auf. Idealerweise terminiert man den Imbissbesuch dann auch noch strategisch frühestens zur Dämmerung und wählt als Platz des Verzehrs einen Tisch (oder eine Parkbank…) weit von der nächsten Lichtquelle entfernt. Auf Nummer sicher geht man dann auch, wenn man außerdem noch einen ausreichend großen Vorrat an Feuchttüchern in der Jackentasche hat. Zahnseide. Und einen Spiegel. Ist klar.
EAT CLUB Redaktionsleiterin Olivia kann so manches, aber sicher nicht würdevoll Döner essen.
Es ist gar nicht so einfach, Döner zu essen, ohne zu kleckern. Aber bestimmt helfen dir einige Tipps der Redaktion beim nächsten Imbiss-Besuch weiter. Wir wünschen viel Erfolg beim Futtern – und einen glanzvollen Auftritt in voller Würde!
Du hast immer mal wieder Fragen zum Küchen-Alltag? Dann findest du sicher auch unsere anderen Ratgeber spannend:
Und wenn du den Döner als eine der vielen Streetfood-Wunder liebst, probier’ dich auch an anderen Auf-die-Hand-Klassikern, die wir auf unserer bunten Streetfood-Seite für dich sammeln!