Essbare Insekten sind im Landeanflug auf deutsche Lebensmittelmärkte. Als gesunde und CO₂-arme Nährstoffquellen verbrauchen sie nämlich deutlich weniger Wasser, Land und Futter als herkömmliches Vieh. Und was hierzulande eher Ekel als Interesse erregt, ist für etwa zwei Milliarden Menschen überhaupt nichts Besonderes. Auch in hiesigen Supermärkten gibt es nun verstärkt Nahrung aus Insekten (zum Beispiel Backwaren aus Grillen-Mehl oder Büffelwurm‑Burger). Doch was taugen Insekten als Nahrungsquelle wirklich und könnten sie in Zukunft für uns auch zur Normalität werden?
Die wichtigsten Fakten zu Insekten als Nahrung in Kürze
- Dass in Deutschland und im Westen Insekten eher für Ekel- als Genussgedanken sorgen, ist auf die ganze Welt bezogen eher die Ausnahme. Dass Insekten hier als Nahrungstabu gelten, hat sich kulturell etabliert, denn sogar im alten Rom standen schon fette Larven auf den Festtagstischen und von Aristoteles höchstpersönlich soll es ein niedergeschriebenes Rezept für Zikaden geben.
- Viele nachhaltige Punkte sprechen für gegrillte Käfer oder schokolierte Grillen. Letztere sollen Futter doppelt so effizient in Körpermasse umsetzen wie Hühner und zwölfmal so gut wie Rinder. Schließlich sind sie wechselwarm und brauchen deswegen kaum Energie zur Erhaltung ihrer Körpertemperatur. Sie verbrauchen also weniger Platz, Wasser und Futter als gewöhnliches Nutzvieh und verursachen insbesondere weniger Treibhausgase. Außerdem sind Insekten sehr nahrhaft und enthalten teilweise viel Protein und essenzielle Omega-3-Fettsäuren. Der Fachbegriff für den Insektenverzehr ist übrigens Entomophagie.
- Bei der Insektenzucht fehlen noch hinreichende Erkenntnisse und Regelungen zur Haltung, Tötung und Zulassung der verarbeitenden Betriebe. Es gibt zum Beispiel noch keine verbindlichen Vorgaben zur Zulassung und Identitätskennzeichnung für insektenproduzierende und -verarbeitende Betriebe.
Welche Insekten sind konkret gemeint und wie sicher ist der Verzehr?
Es gibt theoretisch rund 200 essbare Insektenarten. Die prominentesten Beispiele sind jedoch Käfer, Raupen, Ameisen, Heuschrecken, Grillen und Mehlwürmer.
Da als Lebensmittel deklarierte Insekten in Deutschland relativ neu sind, fehlt es hierzu noch an konkreten Regelungen in der Lebensmittel-Hygiene-Verordnung. In Österreich gibt es beispielsweise bereits eine Richtlinie für Insekten als Lebensmittel. Diese legt beispielsweise fest, dass gezüchtete Insekten nur dann in den Handel gelangen dürfen, wenn sie nach der Tötung zum Beispiel einer Hitze- oder Hochdruckbehandlung unterzogen wurden. Hierdurch sollen alle Keime abgetötet und die Lebensmittelreinheit sichergestellt werden.
Grundsätzlich benötigen Insekten in der EU, die als Lebensmittel deklariert werden, eine entsprechende Zulassung der Novel-Food-Verordnung. So wurden bereits einige Anträge eingereicht, beispielsweise für die Wanderheuschrecke oder den Buffalowurm. Alles, was derzeit angeboten wird, darf aufgrund einer Übergangsregelung bis zur endgültigen Entscheidung vermarktet werden. Problematisch ist hierbei also, dass zurzeit Insektenprodukte auf den Markt gelangen, die von der EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) noch nicht bewertet und eingeschätzt wurden. Gesundheitliche Risiken sind also nicht gänzlich auszuschließen.
Ob man Insekten nun eklig oder spannend findet, sie bilden für sehr viele Menschen eine wesentliche Nahrungsgrundlage. Die Zukunft wird zeigen, ob die Kommerzialisierung und Vermarktung eine gute oder schlechte Idee ist. Noch nachhaltiger als Insekten sind vermutlich ohnehin pflanzliche Lebensmittel und selbst diese können auf ökologisch destruktive Weise und unter unsozialen Bedingungen angebaut und vermarktet werden.
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