Weltweit gibt es etwa 5.000 verschiedene Kartoffelsorten – mehlige Kartoffeln und festkochende Knollen. 2022 wurden, laut der Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung, in Deutschland 10,3 Millionen Tonnen Kartoffeln geerntet. Worin sich die Sorten unterscheiden, lässt sich mit bloßem Auge erkennen. Aber woran unterscheiden sich mehligkochende Kartoffeln und festkochende Kartoffeln?
Mehlige Kartoffeln und festkochende Sorten: Das sind die Unterschiede
Ausschlaggebend für die Kocheigenschaften einer Kartoffel ist der Gehalt an Stärke. Der Stärkegehalt von festkochenden Knollen liegt zwischen neun und zwölf Prozent, der von vorwiegend festkochenden Kartoffeln zwischen zwölf und 15 Prozent. Mehlige Kartoffeln besitzen ungefähr 15 bis 18 Prozent Stärke.
Kartoffelsorte | Stärkegehalt in % |
festkochende Kartoffeln | 9 bis 12 |
vorwiegend festkochende Kartoffeln | 12 bis 15 |
mehligkochende Kartoffeln | 15 bis 18 |
Deshalb zerfallen mehlige Kartoffeln nach dem Kochen. Experten beschreiben ihre Konsistenz eben als mehlig, weich und grobkörnig. Der Geschmack ist kräftig und aromatisch. Kommen sie als Pellkartoffeln zum Einsatz, zerplatzt ihre Schale bereits beim Kochen. Ideal sind mehligkochende Kartoffeln für die Zubereitung von Pommes und Ofenkartoffeln sowie Gnocchi, Kartoffelpüree, Schupfnudeln, Klöße, Eintöpfe und Kroketten.
Es ist klar, dass es bei weltweit etwa 5.000 verschiedene Kartoffelsorten ziemlich viele mehlige Kartoffeln gibt. Deshalb haben wir unsere drei Lieblinge gekürt.
Mehlige Kartoffeln: Das sind unsere 3 Lieblingsorten
Der Hingucker: Blauer Schwede
Der Blaue Schwede ist auch unter den Namen Idaho Blue und Blue Congo bekannt. Die mehligkochende Kartoffel behält selbst nach dem Kochen noch ihre ungewöhnliche Farbe und Marmorierung.
Der Blaue Schwede zählt zu den alten Sorten mehliger Kartoffeln und kommt aus Südamerika. Im Hochland der Anden wurden bereits vor rund 8.000 Jahren Kartoffeln angebaut. Von dort aus gelangte die Sorte in den Norden Europas. Sie schmeckt intensiv, cremig und leicht süßlich. Die mehligkochende Kartoffel ist als Püree ein Hingucker. Vor allem Kinder sind überrascht, wenn ihr Püree mal nicht gelb ist. Zum Blaue-Schweden-Püree noch Erbsen und Möhren servieren, und der Farb-Flash ist garantiert. Du kannst die mehlige Kartoffel, aber auch hervorragend für Gratins oder Kartoffelsalat verwenden.
Der Exportschlager aus den Niederlanden: Bintje
Die mehligkochende Kartoffel “Bintje” ist der Klassiker der Kartoffelküche. Der niederländische Botaniker Kornelis Lieuwes de Vries (1854-1929) züchtete sie 1905 aus den beiden Sorten Munstersen und Fransen. 1910 kam die mehlige Kartoffel auf den Markt und innerhalb weniger Jahrzehnte war sie in aller Munde. Ihre Oberfläche zerkocht und ihr Fruchtfleisch ist nach dem Kochen leicht fest bis weich, weswegen sie gerne für Pommes oder Kroketten verwendet wird. Zudem ist ihr Geschmack relativ neutral, was sie zum perfekten Allrounder in der Küche macht.
Anfang der 1990er kam es wegen Bintje zwischen holländischen Züchtern und deutschen Verbraucher- und Umweltschützer*innen zum Streit. Der Grund: Die in deutschen Großküchen, Pommes-Buden und Lebensmittel-Fabriken omnipräsente Bintje brauchte angeblich fünfmal mehr Pestizide als andere mehligkochenden Kartoffeln. Der Ernährungswissenschaftler Gerd Billen sprach sogar von holländischen Giftknollen. Das Band war zerschnitten. Es wurde aber wieder genäht. Heute ist die Ehre der Bintje wieder hergestellt.
Von Hessen in die Schweiz: Ackersegen
Die wichtigsten Eckdaten: Jahrgang 1929, Geburtsort: Groß-Bieberau in Hessen. Unkompliziert, ertragreich, von angenehm buttrigem Geschmack und mit einer charakteristisch würzigen Note. Ackersegen ist perfekt für Bratkartoffeln, Backkartoffeln und Rösti, dem Schweizer Nationalgericht. Dies erkannten auch die schlauen Schweizer*innen. In den 1940er- und 1950er-Jahren eroberte Ackersegen deshalb vor allem die Herzen und Kochtöpfe unserer helvetischen Nachbar*innen.
Weitere mehlige Kartoffeln sind Belle de Moncrabeau, Gala, Finka, Golden “Steve” Wonder, Highland Burgundy Red, Reichskanzler (sic!) und Margit. Meine Oma sagte gern: “Im Gegensatz zum Reichskanzler ist eine Margit schön lagerfähig.”
Fun Facts zu mehligen Kartoffeln
Einst verdammten Angestellte der Kirche Kartoffeln als dämonisches, lüsternes Gewächs und als Frucht des Bösen, die sogar Lepra oder die Pest verursachen. Bis ins 18. Jahrhundert hinein war die Kartoffel nur als Zierpflanze verbreitet. Die Bauern wollten sie nicht essen. Denn was der Bauer nicht kennt, das isst er bekanntermaßen nicht. Auch keine mehligen Kartoffeln. Erst Friedrich II. (1712-1786), auch bekannt als Friedrich der Große, schaffte es mit einem Trick, dass Kartoffeln einen festen Platz auf der deutschen Speisekarte bekamen. Er ließe die Pflanzen von Soldaten bewachen. Damit wurde die Knolle etwas Besonderes. Und das möchte jede*r haben. Plötzlich hieß es “ran an die Kartoffel.”
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