“Nee danke, bin mehr so Fraktion Rotwein”, “Ist mir zu süße, haste was kaltes Weißes da?” Empfielt man einen Rosé, sind das Standardantworten, die man im Service im Restaurant oder von Freunden zu Hause zu hören bekommt. Ahnungslosigkeit und Ignoranz, Voreingenommenheit und bodenlose Frechheit… anders kann man das nicht bezeichnen (wieso muss ich immer so übertreiben?). Der 14.08.2023 ist der Tag des Rosé, des dritten Rades am Wagen, des nicht ernstgenommenen Nachzüglers, des Verkannten. Wir ändern das! Dazu gibt ein paar Wahrheiten über die dritte Farbe des Wein: Ist Rosé Weißwein oder Rotwein? Kann man Rosé mischen? Gibt es Rosé Trauben? Diese und weitere Fragen werden heute zum Tag des Rosé beantwortet und wir räumen auf mit den Klischees. Lasst uns gemeinsam den Rosé aus seinem Portugiesischer-Weißherbst-Knast befreien! Eine Ode an den Rosé, den gleichrangigen Drilling der Reben des Glücks!
Tag des Rosé: Was ist Rosé eigentlich?
“Wenn man einen kalten Weißwein nimmt und mit einem Schluck Rotwein verlängert, sieht das doch aus wie Rosé.” Einem urbanen Mythos zufolge tricksen Restaurants und Kneipen gerne mal, wenn der Rosé aus ist. Noch schlimmer ist es zu glauben, Rosé entsteht durch Rosé Trauben, die “so ganz hellroten, oder?” Um das für alle und für immer aufzuklären: Rosé, und zwar alle Sorten überall auf der Welt, wird mit unterschiedlichen Verfahren nur durch Rotweintrauben gewonnen! Nicht durch ein Mischung aus Rotwein und Weißwein und spezielle Rosétrauben. Die Farben, deren Spektrum von pastelligem Hellrosa bis zu transparent wirkendem Kirschrottönen, entstehen durch die Dauer des Kontakts der Maische mit den Traubenhäuten, in denen der rote Farbstoff enthalten ist. Je länger der Kontakt mit den Häuten und je dunkler die Traube, desto dunkler die Färbung des Rosés.
Wir wird Rosé gemacht?
Methode 1: Sehr helle Rosés werden gekeltert, ohne dass sie zerkleinert werden. Die Schalen werden anschließend entfernt und vergoren.
Methode 2: Nach zwei bzw. drei Tagen presst man die Rotweintrauben (blauen Trauben) auf der Maische ab, sodass dunkle, fast rubinfarbene Rosés enstehen.
Methode 3: Bei der Rotweinherstellung werden aus den Tanks oder Fässern nach spätestens 48 Stunden maximal 15 % ungepresst abgezogen. Der Wein ist so noch sehr hell und darf als Rosé klassifiziert werden.
Das Panschen von Weiß- und Rotwein ist zur Rosé-Erzeugung verboten. Allerdings dürfen Roséschaumweine auf diese Art hergestellt werden. Außerhalb der EU ist das anders, was zu fürchterlichen Rosé-Sorten geführt hat. Die EU-Winzer haben sich glücklicherweise dagegen erfolgreich gewehrt. Das Mischen von Weiß- und Rotweintrauben ist erlaubt, wird aber eher selten abgewendet.
Wozu und wie trinkt man am besten Rosé?
Jetzt kommt der Teil dieses Beitrags, der eine Herzensangelegenheit ist. Oben ist schön zu wissen, aber wenn ich dir jetzt nur das so erzähle, wirst du deine Meinung nicht ändern. Deswegen folgt nun ein (sicher subjektiv geprägte) Ode an den Rosé, der seinen Platz in unseren Weinregalen immer noch verzweifelt sucht.
Vorweg sei die Frage geklärt, wie man Rosé am besten trinkt. Obwohl aus Rotwein gekeltert, kommen die frischen, jungen Aromen des Rosé gekühlt am besten an. Das liegt vor allem an den wenigen Tanninen in der aromatischen Bestimmbarkeit. Die Präsentation ist dementsprechend eher weiß: Je heller desto kühler ist hierbei die Regel, das heißt, du solltest dienen Rosé temperiert zwischen 7-12 Grad servieren. Auch wenn es spezielle flaschengereifte Rosés gibt, trinkt man ihn jung, also ähnlich wie Weißwein nicht sehr spät nach der Ernte. Rosé ist frisch, fruchtig und leicht. Deswegen passt er in den Sommer wie das Baden im kühlen Nass. Leichte Beerennoten, Blumendüfte, eine feine Säure und die Vielfalt von Zitrusaromen sind einfach für die Sonne gemacht. Er passt als Aperitif, zu Meeresfrüchten und allgemein leichter Sommerküche.
Was ist der beste Roséwein?
Vor allem in Deutschland galt Rosé ewige Zeit als Abfallprodukt der Rotweinherstellung. Zu jungen Reben, komplizierte Sorten und Überproduktion wurden zu Rosé verarbeitet, was den miesen Ruf hierzulande rechtfertigt. Der dominierende Portugiesische Weißherbst, den die meisten mit Rosé gleichzusetzen scheinen, ist für viele immer noch der Inbegriff des Rosé. Einen wirklich guten Rosé zu machen ist eine Kunst, die zu erlernen vielen Winzern auf der Welt schlicht nicht bereit waren. Das ändert sich zum Glück. In Frankreich galt er immer schon als gleichrangig. In Ermangelung vielfältiger Weißweintrauben brachten französische Winzer seit jeher Rosé als Sommerwein an den Start in bester Qualität.
Meine Empfehlungen für Rosé-Skeptiker
Für den Anfang empfehle ich dir Weine aus der Provence. Beginne am besten mit einem Syrah-Grenache Noir mix, der bekannte Beerenaromen mit der Leichtigkeit klassischer Sommerweine. Wenn du es lieber deutsch magst, solltest du auf eine Spätburgunder zurückgreifen. Dieser ist besonders leicht und unaufdringlich. Er darf eiskalt sein, sodass das Glas von außen beschlägt. Wenn du dich was trauen willst, gehe mit einem reinem Grenache Noir. Er bringt eine feine Blume mit und angenehme Holundernoten. Bei 10 Grad und zu feinem Fischgerichten ein Augenöffner.
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