Eine Freundin und ich haben gewettet, dass die meisten Menschen glauben, der berühmte Pichelsteiner Eintopf wäre ein norddeutsches Gericht. Jede hat 10 Familienmitglieder oder Freund*innen angerufen und die Frage aller Fragen gestellt: Aus welcher deutschen Region stammt der Pichelsteiner Eintopf? Bis auf zwei Freunde tippten alle auf Norddeutschland. Das war klar. Warum? Pichelsteiner hört sich einfach nach Norddeutschland an. Sowie das schwache Verb picheln. Wollen wir einen picheln gehen, sagt wirklich niemand in Bayern. Schließlich kommt picheln aus dem Ost-Niederdeutschen, also Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, oder auch Sachsen-Anhalt. Trotzdem ist das Gericht ein bayerisches.
Der nächste Irrtum über das deutsche Traditionsgericht Pichelsteiner Eintopf ist, dass man ausschließlich Schweinefleisch verwendet. Kann man machen. Aber in unserem bayerischen Originalrezept werden Rind-, Schweine- und Kalbfleisch verwendet. Und Weißkohl kommt rein, kein Spitzkohl und kein Wirsing.
Eine weitere Variante ist ein Pichelsteiner Eintopf mit Lammfleisch. Schmeckt auch prima, muss aber umbenannt werden. Da bin ich eisern. Obwohl der eigentlich super-kompromisslose Berufsesser, Gastronomiekritiker, Journalist und Buchautor Wolfram Siebeck (1928-2016) im Jahr 1985 in der Wochenzeitung DIE ZEIT ein Pichelsteiner-Rezept mit Rinderfilet veröffentlichte. DIE ZEIT war so freundlich, 2016 die überarbeitete Fassung zu publizieren. Bevor ich weiter abschweife, lege ich dir diese tollen Eintopf-Rezepte ans Herz:
Sämtliche Eintopfgerichte – auch den Pichelsteiner Eintopf – habe ich hoch und runter gekocht: alleine, mit Freund*innen, in meiner Küche und in Ferienhaus-Küchen. Sie verbreiten Löffel für Löffel wohlige Zufriedenheit und zaubern jedem ein Lächeln ins Gesicht. Glaube mir. Ist so. Interessierst du dich generell für Zutaten, deren Eigenschaften sowie Zubereitung? Schau doch mal in unserer Kochschule vorbei. Dort verrät EAT CLUBBER Felix, welches Fleisch man am besten für Gulasch verwendet. Und im Kochlexikon widmen wir uns gängigen Techniken, wie etwa dem Ablöschen.
Fun Fact: Die deutsche Avantgarde-Pop-Band Foyer des Arts veröffentlichte 1982 das wunderbare Lied "Wolfram Siebeck hat recht". Ich blicke jetzt mal über das Rinderfilet im Pichelsteiner Eintopf hinweg.
Löffel für Löffel Zufriedenheit: Pichelsteiner Eintopf
Die Fleischbrühe erhitzen. Sie soll sanft simmern. Die Zwiebeln schälen und in Streifen schneiden. Das Fleisch in Gulaschwürfel schneiden und getrennt voneinander auf einem Teller oder in einer Schüssel aufbewahren.
In einem hohen und breiten Topf, zu dem es auch einen Deckel gibt, das Öl erhitzen. Die Zwiebeln darin glasig dünsten. Das Rindfleisch zugeben und rundherum anschwitzen. Mit der Hälfte der Fleischbrühe ablöschen und etwa 35-40 Minuten bei schwacher Hitze garen. Den Deckel schräg drauflegen. Die Flüssigkeit soll nicht verdampfen.
Derweil die Kartoffeln schälen und grob würfeln. Den Weißkohl putzen, den Strunk entfernen und in grobe Streifen schneiden. Den Sellerie schälen und feiner würfeln. Den Lauch putzen, säubern und in Streifen schneiden. Die Möhren putzen und in Scheiben schneiden. Die Petersilie waschen und mit den Stielen fein hacken.
Ist die Zeit um, das restliche Fleisch, und die restliche Brühe in den Topf geben. Nach weiteren 35-40 Minuten die Kartoffeln zum Fleisch geben. 10 Minuten später folgt das restliche Gemüse. Wiederum nach 10 Minuten den Pichelsteiner Eintopf mit den Gewürzen abschmecken. Ist der Eintopf leicht sämig, die Petersilie unterheben und in schönen Tellern servieren.