Immer wieder passieren Foodies beim Kochen furchtbare Dinge. Das Steak: verbrannt. Die Kartoffeln: verkocht. Der Eintopf: versalzen. Der Kuchen: zu trocken. Für viele Missgeschicke gibt es einen Plan B, die meisten jedoch bedeuten Frust, Trauer und Verzweiflung. Viele Kochlöffel habe ich deswegen durch die Küche gefeuert. Nächtelang habe ich weinend vor verlaufenem Teig auf dem Boden gesessen. Und was hat es mir genutzt? Geduld? Resilienz? Den Blick auf das Wesentliche geschärft? Nichts! Außer verkorksten Menüfolgen und mieser Laune hat es mir gar nichts gebracht. Doch es gibt eine Ausnahme: Rosenkohl-Karamell!
Es muss einige Jahre her sein, weil ich mich kaum noch daran erinnern kann, was genau wann schiefgelaufen ist. Fakt ist: Der Braten war bereits fertig im Ofen und die Knödel lagen in Folie gewickelt im heißen Wasser. Der Salat war fertig vorbereitet und die Vinaigrette aufgemixt. Auf dem Herd stand noch ein Topf mit Deckel drauf, ich konnte mir darauf keinen Reim machen, als aus dem Wohnzimmer gerufen wurde, dass ich gefälligst 'ne neue Flasche Rotwein aus dem Keller holen solle. Ich glaube es war mein Onkel... Ist eigentlich auch egal. Das Entscheidende: Ich habe dem kleinen Topf keine Beachtung mehr geschenkt.
Als es ans Anrichten ging und wir alles aus dem Ofen geholt hatten, fiel es mir wieder ein. Fuck! Der Rosenkohl. Platte stand auf Stufe 2... Geht. Deckel hoch und boom: Nix verbrannt oder eklig. Vor mir waren am Boden leicht klebende, vollständig karamellisierte Rosenkohl-Minis. Ich rührte um und sie zerfielen von selbst. Also probierte ich sie. Nun ja... Ich bin stolz, dir meinen Lieblings Foodie-Unfall zu präsentieren. Mein Rosenkohl-Karamell.
Der kleine Kohlkopf kann allerdings viel mehr, als im Topf vergessen zu werden. Schau mal, was wir sonst damit so anstellen.
Geil oder? Rosenkohl-Karamell passt übrigens zum klassischen Roastbeef genauso wie zu vegetarischen Frikadellen. Teste es aus und freu dich über meine Unaufmerksamkeit. Selten wurde Dummheit belohnt. Hier schon.
Peace!
Rosekohl-Karamell enstand zwar aus Versehen, hat sich seitdem aber als Gemüsebeilage besonders zu Sonntagsbraten usw. durchgesetzt. Saisonal, raffinert und besonders lässt es sich fancy auf einem Teller verstreichen und auch mit einem tollen Steak garnieren.
Den Rosenkohl von welken Blätter befreien und den Strunk entfernen.
Die Butter in einem Topf zerlaufen lassen und den Zucker hineingeben. Den Zucker kontrolliert auflösen, bis ein leichtes Karamell entsteht. Darin den Rosenkohl circa 10 Minuten karamellisieren.
Mit der selbstgemachten Brühe ablöschen und die Gewürze hinzugeben. Bei geschlossenem Deckel und niedriger Stufe 20 Minuten schmoren lassen. Danach einmal umrühren und Karamellsatz am Boden lösen. Solange weiterkochen, bis die Brühe komplett verkocht ist und der Rosenkohl zerfällt. Mit einer Gabel zerdrücken und je nach Gericht verwenden.