Molise ist die zweitkleinste Region Italiens. Nur das Aostatal im Norden des Landes schlägt die Region an der Adriaküste. Außer dem Meer hat die Region folgende Nachbarn: die Abruzzen im Norden, zu denen Molise bis 1963 noch gehörte, Apulien im Süden und Kampanien und Latium im Westen. Auch wenn sich die Region viele kulinarische Besonderheiten mit seinen Nachbarn teilt, hat sie viele ganz eigene Varianten zu bieten. So auch die Scorpelle, die es unter verschiedenen Namen in allen Regionen Italiens zu finden gibt.
Dabei handelt es sich um ein frittiertes Gebäck, das jedes Jahr an Karneval zubereitet und gegessen wird. Jede Region, jede Gemeinde und jede Familie hat ihre eigenen Faschingstraditionen und Rituale. Genauso gibt es auch für jeden ein anderes "perfektes" Rezept des Karnevalsgebäcks. Dieses soll sogar schon seit den römischen Zeiten beliebt gewesen sein. Seitdem haben sich unterschiedliche Varianten entwickelt. Bugie di Carnevale, Cenci, Chiacchiere und Crostoli sind nur wenige Beispiele der vielen verschiedenen Namen und lokalen Besonderheiten der frittierten Leckerei.
In Molise sind die Scorpelle ein wichtiger Bestandteil der lokalen Traditionen und Geschichte, die sich über die Jahrhunderte hier gut präserviert hat. Dies liegt vielleicht auch daran, dass Molise, anders als seine größeren und bekannteren Nachbarn, vergleichsweise untouristisch ist. Und das, obwohl es hier wunderschöne Bergketten mit sogenannten tratturi, alte Pfade von den einheimischen Schäfern gebaut, durchzogen, viele archäologische Ausgrabungsstätten aus römischen Zeiten und sonnige Strände gibt. Wenn es ums Essen geht, spielt hier die Cucina Povera, die Küche der Armen, eine große Rolle. Sie ist geprägt von lokal produzierten Zutaten wie Pasta, Gemüse und Kräuter aus den Bergen.
Auch die Scorpelle bestehen aus wenigen, simplen Zutaten. Der Teig wird lediglich aus Mehl, Eiern und Öl zubereitet. In der Version aus Molise kommt das Gebäck in aufgedrehter Rosenform und wird nach dem Frittieren in Honig getunkt, wodurch sie ihren saftig-süßen Geschmack bekommen. Diesen Geschmack verleiht die Zugabe von Honig auch den französischen Madeleines und den marokkanischen Pfannkuchen Baghrir. Honig ist eben ein internationaler Erfolg.
Abhängig davon, aus welcher deutschen Region du kommst, kennst du vielleicht deine ganz eigenen traditionellen Karnevalsgebäcke. Wenn die Zeit nochmal reif ist, kannst du mit unserem Rezept für die Scorpelle aus Molise mal etwas anderes ausprobieren!
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Molise ist eine kleine Region mit ganz viel Tradition. So sind auch die Scorpelle fest verankert in der Karnevals-Kultur der süditalienischen Region. Mit wenigen Zutaten, aber viel Frittieröl und süßem Honig, kannst du das traditionelle Karnevalsgebäck bei dir Zuhause zubereiten.
Gib das Mehl in eine Schüssel und forme eine kleine Mulde in die Mitte. Schlage die Eier in die Mulde und gieße das Öl hinzu. Mit deinen Händen verarbeite nun alles von Rand nach Innen zu einem einheitlichen Teig.
Rolle den gut gekneteten Teig auf einer bemehlten Fläche aus und schneide ihn in etwa zehn Zentimeter lange und zwei Zentimeter breite Streifen. Rolle die Streifen zu runden, Rosen oder Räder ähnlichen, Formen auf und achte darauf, dass die Streifenränder gut versigelt sind.
Erhitze ausreichend Öl in einer Pfanne, bis es aufkocht. Reduziere dann die Temperatur und gib nicht zu viele der Teigrosen gleichzeitig in das kochende Öl. Lass die Scorpelle frittieren, bis sich die Ränder gold-braun Färben, wende dann vorsichtig die einzelnen Stücke, damit sie schön gleichmäßig gebacken werden. Platziere die frittierten Scorpelle auf einem mit Küchenrolle ausgelegten Teller und lasse das überschüssige Öl abtropfen.
Gib den Honig in einen kleinen Topf und zerlasse ihn bei geringer Temperatur. Wenn der Honig flüssig ist, tunke nacheinander die einzelnen, frittierten Scorpelle-Stücke kurz in den Topf und glasiere sie schön mit der süßen Flüssigkeit. Abschließend noch mit ein wenig bunten Streuseln deiner Wahl bestreuen und schon sind deine traditionellen Scorpelle aus Molise fertig zum Naschen!